Paris 2024
Jessica von Bredow-Werndl gewinnt Einzel-Gold vor Isabell Werth
Paris/FRA – Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB krönen ihre gemeinsame Karriere mit dem zweiten olympischen Doppel-Gold. Und wie! 90,093 Prozent sprechen für sich. Wie die bayerische Reiterin sich schon während der Prüfung nach jeder gelungenen Lektion freute, aber auch. Dalera tanzte für sie. Die Hilfengebung der 38-Jährigen war kaum zu sehen. Jessica von Bredow-Werndl hat ihren großen Traum mit Dalera wahrgemacht. Die Auswahl ihrer Kür-Musik, die aus französischen Chansons besteht, spricht für sich.
Auf den Silberrang tanzte Wendy de Fontaine mit Isabell Werth. Die beiden kennen sich erst ein gutes halbes Jahr. Wie sie sich hier in Paris präsentiert haben, ist beeindruckend. Diese olympischen Spiele könnten erst der Anfang einer herausragenden Karriere eines hochtalentierten, erst zehn Jahre alten Pferdes sein.
Bronze gewann für die Großbritannien Charlotte Fry mit Glamourdale. Auf dem Podium schunkeln die drei Reiterinnen gemeinsam, lassen sich von der euphorischen Isabell Werth anstecken und genießen ihren Moment. Tanzend! Auf der Ehrenrunde animierten sie das Publikum, feierten ihre Pferde, den gemeinsamen Weg und sich. Und ließen sich feiern. Momente für die Ewigkeit.
Jessica von Bredow-Werndl und Dalera: Quelle Danse!
Was für ein Tanz von Dalera und ihrer 38-jährigen Reiterin. Zu französischen Chansons von Edith Piaff zelebrierten die beiden ihre letzten gemeinsamen Olympischen Spiele. Das Gefühl, das Jessica von Bredow-Werndl im Sattel haben muss, kann man nur erahnen, wenn sie lächelnd die Zweier-Wechsel reitet. Spielerisch sehen die Einerwechsel auf der gebogenen Linie aus. Passage-Traversale, Piaffe, Passage-Traversale, lächeln, das Publikum klatscht noch zurückhaltend mit. Vor Freude schießen Jessica von Bredow-Werndl die Tränen bei der Schlussaufstellung in die Augen. Was ihre 17-jährige Trakehnerstute heute für sie geleistet hat, ist außergewöhnlich. Der Lohn: 90,093 Prozent! Gold.
Und so blickt Jessica von Bredow-Werndl auf ihren Erfolg: „Es ging nur um Vertrauen. Sie hat mir vertraut, ich habe ihr vertraut, wir haben uns vertraut. Sie hat mal wieder ihr Herz für mich dadrin gelassen. Es war der schönste Dancefloor unseres gemeinsamen Lebens. Ich bin unglaublich gerührt, unfassbar dankbar und überwältigt.”
Ihr Start in den Tag: „Heute morgen beim Aufwachen habe ich mich einfach nur gefreut. Wir sind genug. Wir können alles. Wir hatten heute wieder diese perfekte Symbiose. Ich bin überwältigt von ihr. Es ging heute nur darum im Hier und Jetzt zu sein, ums Loslassen, ums Machen. Das ist uns heute extrem gut gelungen. Wir waren locker. Ich habe ihr das Gefühl gegeben, dass alles gut ist, wie es ist. Es war einfach überwältigend. Mit Isabell zusammen auf dem Podium zu stehen, war unsere Traumvorstellung. Ich bin sehr happy, dass wir es zusammen gerockt haben.”
Isabell Werth und Wendy de Fontaine mit neuer Bestleistung
Isabell Werth und Wendy wachsen von Prüfung zu Prüfung mehr zusammen. Das steht außer Frage und wenn Isabell Werth noch in der Prüfung mitsingt, lächelt und sich einfach nur über ihre zehn Jahre alte Partnerin freut, spricht das für sich. Nahezu alles glückte der Kombination, vom starken Galopp wechselte Wendy mühelos in die Galopppirouetten, zeigte einen guten Schritt, glänzte in guter Selbsthaltung in Piaffe und Passage und dann schlichen sich bei den Einerwechseln doch Fehlerchen ein. Die persönliche Bestleistung von 89,614 Prozent konnte das aber nicht verhindern. Führung! Ein frenetisches Publikum, eine glückliche Isabell Werth. Silber! Ich wäre mit jeder Einzel-Medaille hier glücklich gewesen, beziehungsweise natürlich auch mit der Bronzenen. Es war nicht zu erwarten, in diesem Feld, dass wir so schnell uns dorthin entwickeln können, dass es für eine Einzel-Medaille reicht, ist einfach unglaublich“, freute sich Isabell Werth und blickte beseelt auf ihre siebten Olympischen Spiele: „Diese Spiele waren einfach fantastisch, sind fantastisch. Hier zu sein und mit Gold und Silber nach Hause zu fahren, sprengt meine Erwartung ohne Frage. Und dann noch diese Atmosphäre, diese Zuschauer, das Ganze in Paris, ich kann nur sagen, es ist alles unglaublich und fantastisch.“
Bronze für Glamourdale und Lottie Fry
Die britische Reiterin und Kraftpaket Glamourdale zeigten eine Kür mit hohem Schwierigkeitsgrad. Höhepunkt der Kür ist fraglos der starke Galopp des Hengstes. Mehr bergauf geht nicht, insgesamt glückt den Weltmeistern von 2022 eine gute Prüfung, die Piaffen gelingen besser als im Grand Prix Special, in der Passagetraversale zur Schlussaufstellung kommt ein kleiner Stolperer hinzu. Mit 88,971 Prozent beenden sie die Kür. Bronze für die Weltmeister von 2022.
Dinja van Liere und Hermes verpassen das Treppchen knapp
Mit den Spice Girls im Ohr zelebrierten die Niederländerin Dinja van Liere und ihr KWPN-Hengst Hermes ihre Kür. Mit 88,432 Prozent verpassten sie eine Medaille knapp.
Platz fünf für Cathrine Laudrup-Dufour und Freestyle
Mit locker pendelndem Schweif und stets an die Hand herantretend, präsentierte die Dänin Cathrine Laudrup-Dufour die 15 Jahre alte Hannoveraner Stute bei ihrer sechsten gemeinsamen internationalen Prüfung. Und das mit höchster Schwierigkeitsstufe und dem ein oder anderen klitzekleinen Haker in den Übergängen. Es sind die Feinheiten, die auf diesem überragenden Niveau den Unterschied machen. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Dänin Freestyle vor weniger als einem Jahr übernommen hat. 88,086 Prozent und damit Platz fünf!
Frederic Wandres und Bluetooth OLD
Zu Klassikern wie „Would I lie to you” und „Can you feel it?” präsentierte Frederic Wandres seinen Oldenburger Bluetooth. Der frisch gekörte Team-Olympiasieger, für den mit Team-Gold ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen ist, erzielte in der Kür ein Ergebnis von 81,393 Prozent. Punkte sammelten die beiden mit ihrer schwungvollen Trabtour, guten Wechseln und gelungenen Traversalen. In der Rechts-Pirouette sprang Bluetooth leider abermals einmal nicht ganz durch. Am Ende wird es Platz 13 für den Reiter vom Hof Kasselmann, der seine Kür heute zum Genießen ritt. Er sagte im anschließenden Interview: „Heute hatte ich mir auf den Deckel geschrieben, die Runde zu genießen. Ich bin oft so ein Kopfmensch. Alle Prüfungen davor und das ganze Jahr schon, immer fürs deutsche Team, hat man immer die Konkurrenz im Auge und guckt immer, was machen die anderen, man muss performen und das muss klappen und man darf nicht versagen und dies und das. Das eine will man, das andere muss man, das gehört dazu. Doch diesen einen Ritt wollte ich jetzt wirklich für mich. Einfach mal zu sagen, ich reite wirklich einfach zur Freude, für die ganze Passion, die wir jetzt die ganzen Jahre da reingesteckt haben und gearbeitet haben und geschwitzt haben. Jeder, der auch mal beim Turnier im Sattel gesessen hat, weiß, dass da Erfolg und Demut so nah beieinander liegen. Und deswegen: Ich bin da reingegangen und hab mich einfach nur gefreut. Das Ergebnis ist mir nicht egal, aber es ist jetzt „egal“, welche Platzierung ich bekomme. Es ging mir darum, dass ich ein gutes Reitgefühl habe, das Bluetooth gut drauf ist, dass er gesund ist und dass wir wieder gut nach Hause kommen und das wird das Ganze so positiv jetzt abschließen. Wo wir jetzt am Ende rauskommen, ist für mich jetzt in – in Anführungszeichen – zweitrangig.“
Persönliche Bestleistung für Total Hope und Isabell Freese
Der Weihegold-Sohn Total Hope trabt mit 83,05 Prozent in der Kür zu einer neuen persönlichen Bestleistung. Der Rapphengst aus dem Mitbesitz von Paul Schockemöhle tanzt zu den Klängen von Cher durch das Viereck. Höchste Versammlung in der Passage, Serienwechsel, Galopptraversalen, Pirouetten – alles sitzt. Kurz vor der abschließenden Grußaufstellung kommt es zu zwei Taktfehlern im Trab. Es kam einfach zu viel Spannung auf. Ob es daran lag, dass das Publikum die beiden so frenetisch gefeiert hat? Gut möglich.
Carl Hester und Fame übernehmen die Führung
Die Führung wechselt von Ritt zu Ritt. Nun liegt der britische Ausbilder Carl Hester mit dem KWPN-Hengst Fame in Führung. Mit einer gefächerten Piaffe setzen sie einen fulminanten Schlusspunkt nach ihrer gelungenen Kür. Die musikalische Untermalung: „Those were days my friend“. Wie schon in den vergangenen Tagen bleibt der Blick beim Zuschauen am engen Ganaschenwinkel des Braunen hängen. 85,161 Prozent sind nun das Maß der Dinge.
Gute Laune bei Becky Moody und Jagerbomb
Die Britin Becky Moody und ihr selbstgezogener und ausgebildeter Jagerbomb haben Spaß im Viereck. Sie scheinen ihr olympisches Debüt zu genießen. Gute Laune-Klassiker wie „Sexbomb” und „Kiss” untermalen ihre harmonische Vorstellung. Wechsel auf gebogener Linie, fließende Übergänge genau zur Musik, ein kleines Missverständnis im versammelten Schritt machen insgesamt 84,357 Prozent. Was für eine Olympia-Premiere!
Daniel Bachmann Andersen und Vayron einhändig zur persönlichen Bestleistung
Fliegende Einerwechsel wie an der Perlenschnur, ein fein abgestimmtes Wechselspiel zwischen versammelten Lektionen und fulminanten Verstärungen – das zeichnet die Kür des Dänen mit dem von Helen Langehanenberg ausgebildeten Westfalen Vayron aus. Auf der Schlusslinie ernten sie Szenenapplaus für ihren starken Trab aus dem Daniel Bachmann Andersen Vayron in eine Fächer-Pirouette zurückführt. Einhändig passagiert der Däne, der in diesem Jahr zum dritten Mal Vater wird, zur Schlussaufstellung. Persönliche Bestleistung mit 84,85 Prozent.
Nanna Skodborg Merrald und Blue Hors Zepter überzeugen
Unter anderem zu den Klängen von Falco oder„Sweetest Dreams” tanzte die 30-jährige Dänin auf dem kraftvollen Oldenburger Fuchs Zepter durch das Viereck. Die Team-Silbermedaillengewinnerin reitet den Zack-Sohn seit einem Jahr, übernommen hat sie ihn von Patrik Kittel. In dieser Zeit sind die beiden zu einem tollen Paar zusammengewachsen, das hier und heute zu 83,293 Prozent tanzt.
Emma Kanerva und Greek Air zeigen schönes Reiten
Die Finnin Emma Kanerva hat am Samstag einen tollen Grand Prix Special geritten. Bei Reitmeister Hubertus Schmidt hat sie feines, klassisches Reiten gelernt. Ihren Fuchswallach Greek Air hat sie selbst ausgebildet. Sie starten in der Passage ihre Kür, Songs von Rihanna schallen durch das Dressurstadion. Wechsel, Piaffe, Passage, Übergänge – es läuft wie am Schnürchen für die in Deutschland beheimatete Finnin. Mit 81,607 Punkten beendet sie die Prüfung, strahlt vor Freude und kann ihr Glück kaum fassen.