Weltcupfinale in Omaha
Guter Start für Jessica von Bredow-Werndl
Omaha/USA – Wo auch immer sie in den vergangenen Jahren starteten, sie gewannen. Jessica von Bredow-Werndl und ihre mittlerweile 16-jährige Trakehner Stute TSF Dalera BB blieben auch im Grand Prix, der Einlaufprüfung des Weltcupfinals im US-amerikanischen Omaha, ungeschlagen. Obwohl die Easy Game-Tochter, wie alle 16 Pferde, noch mit der Atmosphäre in der Arena zu kämpfen hatte. Mit 79,922 Prozent piaffierte sie im CHI Health Center vor noch relativ mager besetzten Zuschauerrängen trotz einiger Fehler ganz klar in Richtung Titelverteidigung. Auch wenn der Grand Prix auf den Weltcupsieg letztendlich keinen Einfluss mehr hat, sondern nur das Kür-Ergebnis zählt, zeigt sich hier schon die Formkurve der Teilnehmer. Und die ist beim Gold-Paar der Olympischen Spiele von Tokio 2021 seit langer Zeit stabil auf höchstem Niveau. Vier der sieben Richter sahen sie über 80 Prozent, aber ein kurzes Rückwärtstreten in der ersten Grußaufstellung, eine Störung im Schritt und Patzer in der Wechsel-Tour kosteten einige Punkte. Der französische Richter Jean-Michel Roudier bei F sah das Paar zwar auch an erster Stelle, allerdings mit nur rund 77 Prozent. Der Niederländer Maarten van der Heijden bei K gab rund fünf Prozent mehr. Das am Rande. Am Ende war es auf jeden Fall die Tages-Bestnote. „Dalera ist beim Einreiten leider nicht stehen geblieben, das war sehr teuer und im versammelten Schritt wollte sie an der Mitte der kurzen Seite schon loslegen. Ich konnte die Prüfung insgesamt nicht so ausreiten, wie ich es gewollt hätte – sie war sehr an und hatte sehr viel Power. Dass sich ihre Topform noch nicht in den Punkten niedergeschlagen hat, ist natürlich schade, aber Freitag ist eine neue Prüfung und dann greifen wir neu an“, sagte von Bredow-Werndl nach ihrem Auftakt.
Knapp dahinter, mit 77,485 Prozent: Isabell Werth und DSP Quantaz. Für die Rheinbergerin ist es Weltcupfinale Nummer 24. Fünf Siege hat sie dabei errungen. In diesem Jahr gilt es, Teamkollegin Jessica von Bredow-Werndl zu schlagen, wenn sie den sechsten Weltcupsieg verbuchen möchte. Mit dem noch nicht ganz so erfahrenen Quaterback-Sohn Quantaz zeigte sie eine souveräne Runde, in der vor allem die Traversalen ein Highlight waren. Das machte die Reiterin happy: "Ich hatte nicht erwartet, dass es so gut laufen würde. In unserem Training hier war er noch recht aufgeregt und abgelenkt. Im ersten Warm-Up liefen noch Bauarbeiten und ich musste einfach schauen, wie es wird. Ich bin deshalb total happy, dass das ohne große Fehler geklappt hat.“
Ingrid Klimke und Franziskus FRH landeten mit 75,543 Prozent auf Rang vier, hinter der Dänin Nanna Skodborg Merrald, die mit dem Oldenburger Blue Hors Zepter trotz Fehlern in den fliegenden Wechseln und einem Umspringen vor der Pirouette starke 76,165 Prozent erritt. Den 15-jährigen Wallach hatte Skodborg Merrald Mitte 2022 von Patrik Kittel übernommen. Der Schwede saß etwa eineinhalb Jahre in Zepters Sattel. Zuvor war der Fuchs bei Daniel Bachmann Andersen, der ihn bis Grand Prix ausgebildet hatte und kurzzeitig bei Andreas Helgstrand. In Neumünster waren Nanna Skodborg Merrald siegreich in der Weltcup-Kür und auch im Finale nehmen sie Kurs aufs Treppchen.
Ingrid Klimke und Franziskus zeigten sich hochmotiviert, teils schien die Reitmeisterin aber noch nicht letztes Risiko zu reiten und der 15-jährige Hannoveraner Hengst von Fidertanz war im starken Trab noch nicht ganz auf dem Niveau, das man von „Franz“, wie er im Stall Klimke genannt wird, gewohnt ist. Das Rückwärtsrichten war wie aus dem Lehrbuch, die Übergänge aus der Piaffe etwas schwerfällig, sie bleiben Franziskus‘ Schwachstelle. Insgesamt war es aber eine starke Runde, die Lust auf die Kür macht. "Er kam rein und sagte 'hier bin ich'. Er hat einen tollen Job gemacht und wir haben unser Bestes gegeben", lautete das erste Fazit von Ingrid Klimke nach ihrem Ritt.
Pech hatte die Niederländerin Dinja van Liere. Die Einzel-Bronzemedaillengewinnerin bei der Weltmeisterschaft in Herning musste ihren Start zurückziehen, weil ihr elfjähriger KWPN-Hengst Hermes N.O.P beim Abreiten nicht ganz klar lief.