Hamburg: Ein kurzer Schnack mit Marvin Jüngel
Wie sehr freust du dich auf das Derby?
Ich freue mich. Die Anspannung ist aber eine andere als Vorjahressieger. Noch kann ich den Druck ganz gut abschütteln.
Was hast du am Tag vor dem Derby mit Balou’s Erbin gemacht?
Wir haben locker trainiert. Ich habe nur geschaut, wie sie an meinen Hilfen steht. Ich habe sie viel geführt und grasen gelassen, damit sie möglichst entspannt in die Prüfung geht.
Wie hat es ihr in den vergangenen Monaten in Pfungstadt gefallen?
Sehr gut. Wir sind seit zwei Wochen wieder in der Heimat. Ich bin in Österreich noch zwei Turniere zur Vorbereitung auf das Derby geritten. Ich bin von Pfungstadt aus zum Turnier gefahren und dann wieder hoch nach Hause.
Wie lange warst du bei Richard Vogel, David Will und Sophie Hinners im Stall tätig?
Es waren etwa sieben Monate. Wir bauen eine neue Reithalle und einen Stalltrakt bei mir zu Hause. Als das Angebot aus Pfungstadt kam, war mir klar, dass ich dieses auf jeden Fall annehmen möchte, weil ich viel von den Dreien lernen kann.
Was hast du gelernt?
Sehr viel. Ein Grundsatz bei ihnen ist, dass man immer fleißig sein sollte. Ich bin dort sehr viele Pferde geritten. Von jung bis alt, von unerfahren bis erfahren. Ich habe viel Galopptraining mit den Pferden gemacht. Das hat mir alles sehr viel geholfen, vor allem auch für die schnellen Springen habe ich viel gelernt.
Gibt es einen Ratschlag, den du besonders häufig gehört hast?
An die nächste Sache wieder optimistisch dran zu gehen und nichts zu locker zu nehmen.
Bei einer Prüfung wie dem Hamburger Derby – wie wichtig ist das Vertrauen zwischen Pferd und Reiter?
Richtig, richtig wichtig. Ohne Vertrauen schafft man schon die irischen Wälle nicht. Ohne Vertrauen geht es gar nicht.
Wie stärkst du das Vertrauen zu deinen Pferden?
Es kommt auf das Pferd an. Jedes Reiter-Pferd-Paar muss gut zusammen passen. Das tägliche Miteinander ist enorm wichtig. Eben nicht nur das Reiten, sondern auch das Füttern, die ganze Vorbereitung, das Umsorgen. Meine Pferde sollen sich bei mir wohlfühlen. Ich mache so viel wie möglich selbst. Ich füttere die Pferde, ich mache sie fertig. Ich möchte meinen Pferden das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein.
Wie gibst du Balou’s Erbin das Gefühl?
Sie weiß, dass sie die Chefin im Stall ist. Sie bekommt als erstes ihr Futter. Sie hat ein anderes Training, weil sie schon älter und erfahren ist. Meistens reite ich sie selbst und das sehr gern im Gelände. Über die Jahre haben wir ein sehr gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut.
Wie ist dein Plan für die weitere Saison?
Ich überlege ein anderes Derby zu reiten mit Balou’s Erbin. Vielleicht nach Hickstead oder Falsterbo zu fahren. Außerdem hoffe ich, mich für das Finale des U25-Springpokals in Aachen zu qualifizieren.
Was hast du von den Pferden gelernt?
Ruhe zu bewahren, nicht zu schnell zu viel von den Pferden zu verlangen. Die Pferde nicht zu schnell zu viel zu fordern und den Pferden lieber mehr Pause zu geben. Wenn die Pferde wirkliche Pausen haben, über Monate, bleiben sie bei Laune, kämpfen noch lieber für einen und tanken neue Motivation.
Wann und wie merkst du, dass ein Pferd Pause braucht?
Wenn ich heute merke, dass ein Pferd weniger kraftvoll springt, dann überdenke ich den Plan. Meine Pferde sollen Freude am Sport haben. Früher habe ich eher gedacht, dass es nur ein schlechtes Wochenende war. Heute reflektiere ich viel mehr, denke über Pausen oder einfachere Turniere nach.
Ist die Selbstreflektion für dich das Spannendste am Reitsport?
Wir arbeiten mit einem Pferd zusammen. Sie können nicht mit uns reden, aber wir können ihn zu hören. Je besser wir sie kennen, desto einfacher ist es. Daher ist die Selbstreflektion im Pferdesport ganz entscheidend.
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