Im Interview: Springreiter Richard Vogel beim CHIO Aachen 2024
Wie schaust du auf deine Zeit beim CHIO Aachen 2024?
Ich bin sehr glücklich. Es ist überwältigend. Ich durfte fünf Pferde mitnehmen. Alle sind super gesprungen und sind in einer sehr guten Form. Nichtsdestotrotz haben wir auch das Glück auf unserer Seite, ohne es wären diese Erfolge nicht möglich.
Hat Erfolg wirklich mit Glück zu tun? Oder auch mit Vertrauen?
Vertrauen ist die Grundlage. Wenn kein Vertrauen da ist, wenn man kein gutes Team um sich herum hat, das einen Plan macht und sich um die Pferde kümmert – sei es hier oder zuhause – geht es nicht. Es geht darum, das Puzzle so komplett wie möglich zu machen. Wenn ein Teil fehlt, wird das Bild nicht fertig. Es kommt auf jeden einzelnen an. Wenn all das stimmt und man Glück hat, läuft es extra gut.
Du scheinst deinen Pferden viel Sicherheit zu geben. Wie gelingt dir das?
Das Geheimnis liegt darin, Pferde nur nach dem zu fragen, was sie wirklich können. Die Pferde sollen Spaß haben. Bei den Spitzenpferden, die hier auf dem Turnier gehen, ist es ähnlich wie bei uns: Ihre Arbeit ist auch ihr Hobby. Es ist eine Passion. Der Sport liegt ihnen im Blut. Wenn die Pferde merken, dass sie gut sind, entwickeln sie daraus weitere Motivation. Wichtig ist, dass die Pferde nie überfordert werden. Dann hat man die Pferde auf seiner Seite und dann können sie auch über sich hinauswachsen.
Wie vermittelst du deinen Pferden die Freude am Springen?
Wir reiten unsere Pferde nicht nur ins Gelände. Sie stehen auch nicht nur auf dem Paddock. Beides ist aber ein wichtiger Bestandteil unseres Alltags. Hinzu kommt Springgymnastik, Dressur und auch mal ein flotterer Parcours. Den dürfen bei uns auch schon die jüngeren Pferde gehen. Sie sollen es spielerisch lernen und nicht erst in schwierigen Prüfungen. Die Pferde müssen gut vorbereitet sein. Wir arbeiten akribisch, ohne zu verkrampfen.
Wenn man deine Ergebnisse in Aachen anschaut, darf man sich folgendes fragen: Reitest du in jedes Springen rein, um zu gewinnen?
In Aachen habe ich meine besten Pferde dabei. Jedes Springen ist für jedes einzelne Pferd wichtig. Ich habe die Springen so geplant, dass meine Pferde sie sehr gut meistern können. Es ist für sie eher spielerisch und nicht auf das Maximum angelegt. Nur mit United Touch bin ich ein Warm-Up-Springen geritten. Auf anderen Turnieren ist es anders.
Wie ist dein Gefühl für heute Nachmittag?
Ich muss gut reiten. United Touch hat bewiesen, dass er alles kann. Und ich darf sagen: Er fühlt sich hier sehr gut an.
Ihr reist gemeinsam zu den Olympischen Spielen nach Paris. Was löst der Gedanke an die Olympischen Spiele in dir aus?
Große Vorfreude. Es ist ein Traum, der wahr wird. Ein Kindheitstraum. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie es wird. Bei den meisten Turnieren habe ich mehrere Pferde dabei. Ich reite sie zweimal am Tag. Ich bin den ganzen Tag beschäftigt. In Paris werde ich nur ein Pferd reiten. Allein dadurch wird es schon anders.
Wird dir das schwerer fallen?
Zumindest nicht unbedingt leichter. Ich bin sehr gerne immer beschäftigt. Mit nur einem Pferd eine ganze Woche unterwegs zu sein, ist besonders für mich. Ich kann damit umgehen, aber es wird anders. Ich freue mich aber sehr auf diese Erfahrung. Wir haben ein sehr starkes Team, wir haben einen sehr guten Team-Spirit, wir sind guter Dinge, motiviert und optimistisch.
Philipp Weishaupt, Christian Kukuk und du – ihr kennt euch schon lange, habt gemeinsam bei Ludger Beerbaum gearbeitet. Was bedeutet das für euch als Team?
Jeder hat Respekt vor dem anderen. Wir kennen uns, wissen, wann der andere Ruhe oder Zuspruch braucht. Wir wissen, wer wann noch einen Tipp hören mag. Wir wissen, dass als gutes Team alles möglich ist.
Wie gehst du die kommenden Wochen an? Holst du dir noch Tipps von erfahrenen Olympia-Reitern?
Ich werde in den kommenden Wochen mein Training nicht ändern. Ich habe in meinem ganzen Leben das große Glück gehabt von Mentoren, Trainern und Ausbildern lernen zu dürfen. Ludger Beerbaum hat Erfahrung wie kaum ein anderer. Er steht mir nahe, kennt mich und mein Pferd sehr gut. Ich könnte ihn jederzeit um Rat fragen. Er wird uns sicherlich, neben den Bundestrainer-Team, in Paris begleiten. Der Plan für mein Pferd ist einfach: United Touch geht heute im Großen Preis seine letzte Prüfung vor den Olympischen Spielen. In der kommenden Zeit steht noch Konditionstraining an, um frisch und motiviert in Paris zu starten.
Leseprobe: Immer weiter!
Im Portrait: Sophie Hinners, Richard Vogel und David Will
Zusammen sind sie 77 Jahre alt, rangieren zwischen Platz 16 und Rang 130 der Weltrangliste Springen, blicken auf 6.408 internationale Starts, davon 478 Siege, und führen einen Sport- und Verkaufsstall in Hessen mit zwei Standorten: Sophie Hinners, Richard Vogel und David Will. Ihr Ziel? Immer weiter!
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