Paris 2024
Michael Jung und Chipmunk – mit Präzision auf Goldkurs
Versailles/FRA – Das war ein Meisterritt, den Michael Jung heute mit seinem 16 Jahre alten Hannoveraner Chipmunk auf der Geländestrecke im Schlosspark von Versailles präsentierte. Risiko, Sicherheit, Aufmerksamkeit, Vertrauen – es war wahrscheinlich die perfekte Mischung, individuell auf den Punkt gebracht für sich und sein Pferd. Nach 8:55 Minuten galoppierte Chipmunk mit seinem Reiter ins Ziel. Damit hält er sein Dressurergebnis von 17,8 Minuspunkten und löst Laura Collett an der Spitze ab, weil die Britin mit ihrem London „erst“ nach 9:04 Minuten ins Ziel kam und dafür 0,8 Zeitstrafpunkte kassierte (18,3 Minuspunkte).
Michael Jung nach seinen Ritt: „Unglaublich! Es hat einfach nur Spaß gemacht. Chipmunk ist so toll galoppiert, er hat so eine Energie, galoppiert so dynamisch nach vorne. Auf der Allee von Sprung zwei nach drei, das war so ein tolles Gefühl, er war so toll zu reiten, mit den kleinsten Hilfen – Stimme, Gewicht. Er war sofort bei mir und die Zuschauer drumherum, die einen angefeuert haben, das war eine unglaubliche Kulisse heute.“
Michael Jung sah man das Höchstmaß an Konzentration zu jeder Zeit an – und auch die Erleichterung, wenn wieder eine schwierige Klippe geschafft war. Wie an Hindernis 16, an dem Christoph Wahler zuvor ausgeschieden war. Hier nahm Jung seinen Chipmunk nochmal deutlich auf und lobte ihn überschwänglich, als die Aufgabe gemeistert war. „Das war so ein bisschen die Klippe. Chipmunk ist normalerweise ein Pferd mit viel Energie, der gerne nach vorne galoppiert und nach vorne springt. Ich kenne ihn mittlerweile gut und wusste, ich muss ganz vorsichtig an die Kante ran, habe versucht, die Balance zu halten. Wir sind super über den Graben gesprungen und das so zu fühlen, mit dem ganzen Druck von außen, das war nur Freude pur.“
Jeglichen Schnitzer, jegliche Form von Pech – wie er es in der Vergangenheit schon mal erlebt hatte, etwa als in Tokio 2021 das MIM-System auslöste und Gold vereitelte – wollte Jung mit höchster Präzision von sich halten, als wollte er sagen: „Heute nicht!“ Und so sollte es auch sein und bleiben.
Nach Dressur und Gelände führt also Michael Jung mit Chipmunk FRH (17,8 Minuspunkte) in der Einzelwertung. Einen Wimpernschlag dahinter rangiert die Britin Laura Collett mit London (18,3) vor dem Australier Christopher Burton mit Shadow Man (22,0) und dem Schweizer Felix Vogg mit Dao De L’ocean (22,1).
Michael Jung: „Ich bin jetzt erst einmal sehr glücklich, wie das heute alles gelaufen ist und versuche das ein Stück weit zu genießen. Dann müssen wir uns auf morgen vorbereiten. Da stehen zwei Springen an, auch der Vet-Check morgen früh. Aber ich bin sehr guter Dinge, sehr positiv, Chipmunk war heute kein bisschen müde. Er ist toll ins Ziel gekommen. Ich glaube, er ist morgen genauso knackig darauf. Ich versuche mich sehr zu konzentrieren, alles ein Stück nach dem anderen abzuarbeiten. Ich denke noch gar nicht an Gold oder irgendwas, sondern mache nur eins nach dem anderen.“
In der Teamwertung führen die Briten mit Laura Collett, Tom McEwen und Rosalind Canter mit 82,5 Punkten. Wegen einer „missed flag“ bei Ros Canter und Lordships Graffalo hatten sie ihren außergewöhnlich niedrigen Punktestand nicht halten können. Frankreich mit Karim Florent Laghouag, Stephane Ladois und Nicolas Touzaint befindet sich aktuell mit 87,2 Punkten auf dem Silberrang. Und überraschend auf dem Bronzerang liegen nun die Japaner: Ryuzo Kitajima, Yoshiaki Oiwa und Kazuma Tomoto wird es freuen (93,8).