Eine Riese mit Herz – Interview mit Ingrid Klimke über Vayron
Was war dein erster Eindruck, als Vayron das erste Mal neben dir stand?
Der ist groß. Dann haben wir aber erst mal nachgemessen und festgestellt, dass er „nur“ 1,86 Meter groß ist und nicht wie in den Zeitungen 1,92 Meter. Da war ich schon mal ganz froh, dass ich ein paar Zentimeter weniger habe.
Wie würdest deinen ersten Eindruck im Sattel beschreiben?
Ich merke sofort, dass er mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert, weil er so feinfühlig ist. Er ist so ein Kumpel, so rittig und so liebenswert. Er versucht, es immer richtig zu machen. Er reagiert auf feinste Hilfen, und das, obwohl er so groß ist. Ich könnte ihn ja sonst gar nicht zusammenhalten. Er ist einfach von sich aus ein richtiger Kumpel.
Ingrid Klimke übernimmt Vayron von Daniel Bachmann Andersen
Nun ist klar, wer den großen Westfalen Vayron künftig vorstellen wird: Reitmeisterin Ingrid Klimke. Mit Daniel Bachmann Andersen nahm Vayron an den Olympischen Spielen teil und gewann Mannschaftssilber. Nun steht Vayron in Münster.
weiterlesen →Wie sah eure bisherige Kennenlernphase aus? Er hat ja schon ein wenig Lebensweg hinter sich.
Er kann ja alles und ich habe gesagt, jetzt muss ich erst mal sehen, ob ich die „Knöpfe“ so bedienen kann und wie er auf die Hilfen reagiert. Das hat hier zu Hause auf Anhieb total gut geklappt und auch auf Trense ist er wirklich schön zu reiten. So habe ich recht schnell gesagt: Auf nach Peelbergen und mal gucken, wie er sich unter Turnieratmosphäre verhält. Da habe ich gemerkt, wie viel Saft und Energie er hat, wie viel Lust er hat, aufs Viereck zu gehen und sich im Viereck zu präsentieren. Die Glocke ging und ich dachte, ich bin in der Startbox.
Was wir in Peelbergen auch gemacht haben, ist viel Grasen zu gehen. Wir hatten noch Freudentänzer dabei. Carmen und ich sind mit den beiden viel Spazieren und Grasen gegangen, einfach um zu sehen, wie er dort ist. Auch, wie er in der Box ist – natürlich in der Doppelbox, denn die braucht er immer. Er wirkte überall sehr zufrieden.
Peelbergen: Ingrid Klimke und Vayron gewinnen Premiere
Beim CDI3*, welches Dressurreiterin Ingrid Klimke für ihre Premiere mit dem zuvor unter Daniel Bachmann Andersen hocherfolgreichen Vayron auserkoren hatte, hätte es für die beiden nicht besser laufen können. Sie siegten mit über 73 Prozent.
weiterlesen →Du sprichst die Doppelbox für Vayron an – wie transportiert ihr ihn?
Er hat seinen eigenen Anhänger. Er passt weder in einen Sprinter, noch in unseren großen LKW.
Welche Besonderheiten hast du bisher an Vayron festgestellt?
Er hat eine wahnsinnige Qualität. Ob Schritt, Trab, Galopp oder auch seine Versammlungsbereitschaft – er hat einfach alle Möglichkeiten. Das ist das eine. Das andere ist seine menschenbezogene, feine Art. Er ist ein richtiger Schatz.
Irgendwelche Marotten?
Bis jetzt haben wir keine festgestellt. Er ist so unkompliziert. Er ist ja Hengst und wir haben Stuten auf der Stallgasse, er steht neben Freudentänzer. Sein Charakter ist wirklich toll.
Woran feilt ihr momentan in der Kennenlernphase am meisten?
Er hat so einen großen Galopp. Bei den Galoppwechseln und auch den Pirouetten muss ich sehen, dass ich die jetzt noch flüssiger und gleichmäßiger hinkriege. Bei den Galopppirouetten auch mit genügend Galoppsprüngen, dass ich sie schön klein halte, und bei den Wechseln vor mir halte und er sich schön trägt. Auch in den versammelnden Lektionen übe ich, ihn schön fleißig zu halten. Das macht natürlich viel Spaß, ich kann jeden Tag ein wenig tüfteln. Monica Theodorescu begleitet uns beide von Beginn an, sie kommt jede Woche und reitet von unten mit.
Was war auch schön ist, dass die Besitzer, Sandra und Rudi Spiekermann, oft vorbeikommen, um ihm ein paar Äpfel und Möhren zu bringen und uns beim Training zuzusehen. Sie haben ihn als Fohlen gekauft und kennen ihn dadurch sehr gut.
Wie sehen deine kurzfristigen und deine längerfristigen Pläne aus?
Wir haben jetzt erst mal angefangen, eine Kür zu basteln. Früher oder später müssen wir das sowieso machen. Da ist jetzt im Dezember turnierfrei habe, wollen wir bis Weihnachten eine schöne Kür haben. Da überlegen wir uns was Neues. Und dann schauen wir, ob wir schon im Januar eine Kür auf dem Turnier reiten oder erst im Februar, März. ‘s-Hertogenbosch oder womöglich schon Amsterdam – da kommt es jetzt darauf an, wie wir fertig werden. Unabhängig davon werde ich nochmal zu Trainingszwecken auf ein Turnier fahren, um herauszufinden, wie lange ich abreiten muss und wie viel er wovon braucht. Das gehört für mich zum Kennenlernen dazu.
Deine liebste Gangart mit Vayron?
Galopp!
Da spricht die Vielseitigkeitsreiterin in dir.
Ja. Obwohl ich echt sagen muss, bei diesen wahnsinnig tollen Grundgangarten, macht selbst der starke Schritt wirklich Spaß. Und die Passagen. Die sind echt groß. Mit so viel Ausdruck und Schwung. Er bewegt sich halt durch den ganzen Körper.
Und der ist groß. Vielen Dank für den kleinen Einblick in deine frische Partnerschaft mit Vayron.