„Hobby Horsing ist keine Konkurrenz zum Reiten“
Großenwörden – Eike Schomaker leitet in dem Reitverein Großenwörden und Umgebung e.V. seit einigen Monaten ehrenamtlich die Hobby Horsing-Gruppe „Caballos on Tour“. Die 40 Kinder, die zwischen drei und 14 Jahre alt sind, trainieren jeden Montag in zwei Gruppen – dabei traben und galoppieren sie mit ihren Steckenpferden nicht nur durch die Halle, sondern haben im Anschluss noch Theorieunterricht.
Wie sind Sie zum Hobby Horsing gekommen?
Eike Schomaker: „Meine Tochter hat das gerne gemacht, aber in unserer Umgebung gab es keine Möglichkeit. Die nächste Hobby Horsing-Gruppe war über eine Stunde Fahrtzeit entfernt – das war mir einfach zu weit. Ich habe es dann selbst in die Hand genommen und eine Hobby Horsing-Gruppe gegründet. Weil die Nachfrage immer größer wurde, habe ich Olaf Nimmert, den Vorsitzenden unseres Reitvereins Großenwörden und Umgebung e. V ., angesprochen, ob wir auf dem Vereinsgelände trainieren dürfen. Er war sofort dafür und hat die Idee unterstützt. Schließlich seien diese Kinder der Nachwuchs im Reitsport.“
Warum entscheiden sich die Kinder und deren Eltern für ein Steckenpferd – und nicht für ein echtes Pony?
Eike Schomaker: „Die Kinder haben allesamt ein großes Interesse an Pferden. Leider haben sie einfach noch nicht die Möglichkeit sich mit einem echten Pferd oder Pony zu beschäftigen. Die Jüngsten sind gerade einmal drei Jahre alt. Voltigier- und Reitunterricht wird meistens erst für ältere Kinder angeboten. Zudem ist der Reitsport sehr teuer, auch auf Schulpferden. Außerdem kann jedes Pferd nur eine begrenzte Anzahl an Schulstunden leisten. Das Hobby Horsing ist eine leichte und günstige Möglichkeit, bei den Pferden zu sein. Das ist den Kindern wichtig.“
Sind schon Kinder vom Steckenpferd in den Sattel gekommen?
Eike Schomaker: „Ja! Darunter auch meine eigene Tochter, für die ich die Hobby Horsing-Gruppe ursprünglich ins Leben gerufen habe. Die nimmt jetzt Reitunterricht.“
Was machen die Kinder beim Hobby Horsing?
Eike Schomaker: „Zu Beginn der Stunde wärmen die Kinder sich auf. Dann wird eine Abteilung gebildet und die Kinder „reiten“ auf ihren Steckenpferden ganze Bahn, Zirkel, Volten, Schlangenlinien – alle Bahnfiguren, die es im Pferdesport auch gibt. Die Krönung ist dann das Springen über ein kleines Hindernis. Im Anschluss machen wir Theorieunterricht. Die Kinder lernen etwas über die Fütterung, Haltung und Zucht von Pferden. Sie lernen, welche Pferdekrankheiten es gibt, wie sie sie erkennen und was dann zu tun ist. Die Kinder sind unglaublich stolz, wenn sie die richtigen Antworten kennen. Ich frage zum Beispiel was zu tun ist, wenn ein Pony nichts essen mag und immer zu seinem Bauch schaut, scharrt oder sich immer wieder hinlegt. Selbst die Jüngsten wissen schon, dass das eine Kolik sein kann und das Pony einen Tierarzt braucht.
Außerdem machen wir Ausflüge und Lehrgänge. Wir besuchen auch Betriebe in der Umgebung. Zum Beispiel schauen wir uns an, wie Pferde ausgebildet werden oder wie Mutterstuten und Fohlen zusammenleben. Demnächst kommt eine Hufschmiedin zu uns und erklärt den Kindern alles zum Thema Huf und Beschlag. Das ist für die Kinder super interessant. Sie lernen gerne dazu, sind begeistert bei der Sache. Um sie zu motivieren bekommen sie von mir auch selbstgemachte Urkunden – dann sind sie richtig stolz.
Leider muss ich aktuell die ersten zehn Minuten der Stunde darauf verwenden den Kindern Mut zuzusprechen und sie zu trösten, da sie den Unmut und die Kritik an ihrem Sport auch mitbekommen. Damit wird ihnen unnötig ein schlechtes Gefühl bei ihrem Hobby vermittelt.“
Was sagen Sie zu der Kritik?
Eike Schomaker: „Ich verstehe das Problem überhaupt nicht. Ich freue mich, dass die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) das Hobby Horsing unterstützt – die ganze Kritik daran ist für mich allerdings nicht nachvollziehbar. Wir wollen den Reitern ja nichts wegnehmen. Es ist keine Konkurrenz zum richtigen Reiten. Eher ist es so, dass die Reiter Vorbilder für die Kinder in der Hobby Horsing-Gruppe sind.
Die Kinder sind viel draußen, sind sportlich aktiv und haben Spaß. Sie sind eine Gemeinschaft, es sind Freundschaften entstanden und sie lernen eine Menge über Pferde. Viele wachsen mit dem Hobby Horsing in den Reitsport hinein. Daran ist nichts Schlechtes.“
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