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Leseprobe

Helen Langehanenberg im Interview: „Ich bin wie ich bin"

Vor zehn Jahren ritt Helen Langehanenberg ihre ersten Olympischen Spiele, ein Kindheitstraum. Seitdem hat sie sich von einer Wundertüte begeistern lassen, bildet Pferde zu Athleten aus und meistert den Spagat als Sportlerin und Mutter. Mit uns spricht sie über gute Pferdeausbildung, Tränen in Afrika und den Glauben an sich selbst.

Helen Langehanenberg ist eine der besten Reiterinnen Deutschlands. Mit uns sprach sie über Top-Pferde, ihre Ausbildungsphilosophie und ihre persönliche Entwicklung.

Begeisterung. Immer wieder fällt dieses eine Wort im Gespräch mit Helen Langehanenberg. Wer mit ihr über Pferde redet, merkt schnell: Sie brennt für ihren Beruf. Sie ist Profi-Reiterin, gehört seit mehr als einem Jahrzehnt zur Spitze im deutschen Dressursport. Ihre Pferde wechselten, ihr Anspruch ist geblieben.

Helen Langehanenberg will gewinnen, am liebsten immer. Das ist ihr i-Tüpfelchen auf der Freude am Reiten. Aktuell ist sie mit Annabelle im Olympiakader. Ihren „Mausezahn“ hat sie selbst ausgebildet, wie viele andere Pferde vorher auch. Dieses Talent weckte ihr erstes eigenes Pony Flummi, das sehr jung zu ihr kam und mit ihr später Deutsche Meisterschaften ging. Das ist der Anfang ihrer Geschichte. Am Ende ist die Geschichte noch lange nicht, Helen Langehaneberg hat aktuell so viele gute Nachwuchspferde im Stall wie nie. Es gibt also viel zu erzählen – auch abseits des Reitsports. Wir haben uns für unsere April-Ausgabe 2022 mit ihr zum Interview verabredet:

Sie sind unterwegs zum Weltcup-Turnier in Neumünster, haben soeben einen Zwischenhalt gemacht und eine Schülerin gecoacht. Ist das kein zusätzlicher Stress?

Mir macht es Spaß, mein Wissen an meine Schüler weiterzugeben. Ich stelle mir dabei vor, wie es sich auf dem Pferd anfühlt. Im Kopf reite ich stets mit. Auch das ist eine Herausforderung, denn als Trainer muss man Reiter und Pferd zusammenbringen. Jeder Mensch und jedes Pferd hat Schwächen und darauf möchte ich eingehen. Das ist spannend und bedarf häufig neuer Ansätze und Ideen.

Wie viele Schüler betreuen Sie?

Ich habe zwei feste Schülerinnen, deren Pferde auf meiner Anlage stehen. Es sind auch nicht viel mehr, da der Tag nur 24 Stunden hat.

Wie viele Stunden bräuchten Sie pro Tag, um alles unter einen Hut zu bekommen?

Wahrscheinlich 36 bis 48. Wobei das Problem da auch wäre, dass ich mehr machen würde. Es wäre vermutlich das Gleiche in Grün. Wenn man Lust hat, zu arbeiten, zu reiten, Unterricht zu geben, dann füllt man die Zeit, die man zur Verfügung hat und gern auch mal eine halbe Stunde mehr, weil man einfach versucht, alles zu schaffen.

Ich kann Sie da gut verstehen. Ich habe selbst zwei kleine Kinder und einen Beruf, den ich liebe. Da muss man Prioritäten setzen, gerade in der Pandemie. Wie empfanden Sie die vergangenen zwei Jahre?

Als anstrengend. Was ich als besonders schwierig empfand, war die Planung. Angefangen beim Kindergarten über das Privatleben hin zu den Turnieren. Wir haben Pläne gemacht, aber es war im Prinzip immer klar, dass man noch einmal umplanen muss. Egal, wie viel Mühe man sich gegeben hat, es kam eh anders. Das zieht sich bis heute durch. Es sind viele Turniere ausgefallen, nun fahre ich zu einem ohne Zuschauer. Es ist eine andere Normalität.

Helen Langehanenberg mit Annabelle beim Turnier in Neumünster.

Macht es für Sie einen Unterschied, ob die Halle voll ist oder nicht?

Es macht Spaß, wenn Menschen da sind, die Freude am Pferd haben, die den Sport schätzen. Das motiviert mich. Gerade Neumünster ist bekannt für das fachkundige Publikum. Ich
finde, dieses Turnier lebt davon. Ich kenne die Halle nur brechend voll und tobend. Jetzt wird mich gähnende Leere erwarten. Nun ja, es ist wie es ist.

Was muss ein Turnier haben, um ein Lieblingsturnier zu sein?

In Neumünster schätze ich das Publikum. Die Zuschauer sitzen fast im Viereck und die Stimmung ist besonders, unglaublich freundlich.

Ein Moment purer Freude: Helen Langehanenberg auf dem Treppchen beim Weltcup-Finale 2019.

Mit welchen Veranstaltungen konkurriert Neumünster um den Titel des Lieblingsturniers?

Da gibt es viele. Ganz besonders ist zweifelsohne Aachen. Es heißt nicht umsonst Weltfest des Pferdesports. Zum ersten Mal war ich beim CHIO, als ich auch dort geritten bin. Nach dem Turnier wusste ich, was alle mit Aachen haben. Es ist eine Liga für sich: die Größe, die Perfektion, die Zuschauermengen. Das faire Publikum dort schätze ich besonders.

Sie sprechen viel von den Zuschauern. Ist es Ihnen wichtig, Menschen zu inspirieren?

Ja, doch. Wirklich, ich persönlich bin auch begeisterungsfähig – für viele Sachen, das muss nicht nur Reitsport sein. Das können auch einfach Dinge sein, die Menschen auf die Beine gestellt haben. Egal was.
Beim Reitsport geht es in meinen Augen nicht um die Selbstdarstellung, sondern um eine Darstellung der Pferde. Wenn es mir gelingt, das Publikum mitzunehmen und die Fähigkeiten des Pferdes in den Mittelpunkt zu stellen, dann ist das schön. Wenn es mir gelingt, Menschen zu begeistern, dann freut mich das umso mehr.

Wann haben Sie sich zuletzt außerhalb des Pferdesports begeistern lassen?

In letzter Zeit gab es nicht viele große Anlässe, sondern eher im kleinen privaten Rahmen: Ich denke an Menschen, die etwas erreicht haben oder auch an jene, die andere besonders unterstützt oder etwas durchgestanden haben. Das ist völlig unterschiedlich. So kann es auch mein Kind sein, wenn es in die Luft springt und Spagat macht. Da bekomme ich Schmerzen beim Zugucken und bewundere das.

Das ganze Interview können Sie in unserer April-Ausgabe 2022 lesen, die Sie versandkostenfrei in unserem Shop bestellen können. Außerdem finden Sie dort Bücher sowie spannende Webinar-Angebote. Klicken Sie doch mal rein!

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