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Vielseitigkeit: Julia Krajewski legt Bundestraineramt nieder

14 Jahre lang coachte Julia Krajewski den deutschen Nachwuchs in der Vielseitigkeit. Damit ist nun Schluss. Die Olympiasiegerin von 2021 möchte sich künftig mehr auf sich selbst und ihren Sport konzentrieren.

Julia Krajewski betreute in den vergangenen Jahren die deutschen Nachwuchsreiter in der Vielseitigkeit. Für 2025 wird die FN einen Nachfolger suchen müssen.

Warendorf – „Ich habe meinen Vertrag als Bundestrainerin nicht verlängert", bestätigt Julia Krajewski gegenüber Reiter Revue. Damit endet ihre Zeit als Nachwuchstrainerin zum Ende des Jahres. Aktuell finden mit allen Bundestrainern in Warendorf Gespräche statt. Julia Krajewski betreute zuletzt die U25-Reiter und die Perspektivgruppe Vielseitigkeit.

„Es ist eine persönliche Entscheidung. Die Zeit nach den Olympischen Spielen ist die Phase, in der Sportler sich überlegen, wie es weitergehen soll. Ich habe sehr gerne als Bundestrainerin gearbeitet. Ich war nun 14 Jahre lang Reiterin und Trainerin. Nun kommt eine andere Phase”, erklärt die Olympiasiegerin von 2021 ihre Entscheidung. Und führte weiter aus: „Ich möchte mich in der kommenden Zeit mehr auf mich konzentrieren.” Sicher sei, dass sie weiterhin Vielseitigkeit reite, für Deutschland an den Start gehe, Pferde ausbilde und auch als Trainerin arbeite. Wo genau steht zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht fest.

Über Julia Krajewski

Im Ponysattel und als Juniorin bereits fleißige Medaillensammlerin bei Europameisterschaften, wurde die aus Nordhorn stammende Julia Krajewski unmittelbar nach ihrem Abitur 2007 in die Perspektivgruppe Vielseitigkeit berufen. In Warendorf absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Pferdewirtin mit Schwerpunkt Reiten, beendete die Prüfung als Jahrgangsbeste und wurde für die kommenden drei Jahre Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr. 2012, nach erfolgreicher Prüfung zur Pferdewirtschaftsmeisterin, trat sie eine Stelle als Nachwuchsführungskraft in der FN-Abteilung Ausbildung und Wissenschaft an. Dort lernte sie nicht nur die Verbandsarbeit kennen, sondern konnte dabei auch ihre sportliche Karriere vorantreiben und sich als künftige Trainerin empfehlen. Ende Dezember 2015 schloss sie erfolgreich das berufsbegleitende Studium zur Diplom-Trainerin an der Trainerakademie des DOSB in Köln ab. Praktische Erfahrung als Ausbilderin hatte sie schon länger. So unterstützte sie bereits 2010 und seit 2012 regelmäßig die Nachwuchs-Bundestrainer bei Lehrgängen und Championaten. Von 2017 bis Ende 2021 war sie als Nachfolgerin von Rüdiger Schwarz Bundestrainerin der Junioren, ab 2022 übernahm sie schwerpunktmäßig das Training der Altersklasse U25 sowie der Perspektivgruppe Vielseitigkeit.

Sportlich gelang ihr der Durchbruch mit dem Franzosen Samourai du Thot, mit dem sie 2016 ihre Vier-Sterne-Premiere in Luhmühlen auf Platz drei beendet. Im selben Jahr reisten die beiden – zunächst als Reservepaar – nach Rio de Janeiro, wo sie überraschend zum Einsatz kamen und ihr Debüt bei Olympischen Spielen gaben. 2017 gingen die beiden als Sieger aus der Luhmühlener Fünf-Sterne-Hauptprüfung hervor. Im Frühjahr 2021 musste Krajewski ihr Erfolgspferd Samourai du Thot krankheitsbedingt aus dem Sport verabschieden.

Den Platz von „Sam“ nahm zunächst Chipmunk ein, den Krajewski bis auf Weltmeisterschaftsniveau (Teilnahme Tryon 2018) ausbildete, und anschließend die in Frankreich gezogene Stute Amande de B’Neville („Mandy“) ein. Diese kam sechsjährig zu Krajewski in den Stall. 2021 sicherten sie sich den Sieg in Saumur und die Bronzemedaillen bei der Deutschen Meisterschaft in Luhmühlen. Dafür gab es auch das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio, wo Julia Krajewski ihren bislang größten Erfolg feierte: Olympiasiegerin!

Als erste Frau gewann sie mit Amande de B’Neville die Goldmedaille in der Vielseitigkeit. In der Teamwertung verpasste das deutsche Trio, dem außerdem Michael Jung und fischerChipmunk sowie Sandra Auffarth mit Viamant du Matz angehörten, allerdings knapp das Podium und wurde Vierter. Ein Jahr bestätigten Julia Krajewski und Amande de B’Neville ihren Olympiasieger bei den Weltmeisterschaften in Pratoni del Vivaro. Hier gewannen die beiden nicht nur Gold mit der deutschen Mannschaft, sondern sicherten sich auch die Silbermedaille in der Einzelwertung.

Im Jahr 2023 kamen Julia Krajewskis Nachwuchspferde zum Zuge. In Luhmühlen gewann sie mit Nachwuchspferd Ero de Cantraie ihren dritten Deutschen Meistertitel nach 2017 und 2018 und wurde darüber mit dem Holsteiner Nickel Dritte in der offenen Wertung. Ende des Jahres gab Julia Krajewski bekannt, dass es mit "Mandy" keine Titelverteidigung bei den Olympischen Spielen in Paris geben werde. Die Stute laborierte seit Längerem an einer Hufverletzung herum, die sich trotz aller Arten der Therapie nicht zufriedenstellend verbesserte. Gemeinsam mit ihrem Mitbesitzer Professor Dr. Bernd Heicke traf sie Entscheidung, die Stute aus dem Sport zu verabschieden. 2024 gab es die erfreuliche Nachricht, das Mandy Mutterfreuden entgegensieht.

Seit 2024 ist Nickel ihre Nummer eins. In der Deutschen Meisterschaft belegte das Paar Platz sechs, Anfang Juli sicherten sich Julia Krajewski und der Holsteiner Numero Uno-Sohn den prestigeträchtigen Sieg beim CHIO Aachen. Für die Reiterin war es bereits der zweite Sieg in der Soers nach 2018 mit Chipmunk. Das Paar wurde daraufhin als Reserve für die Olympischen Spielen in Paris nominiert und kam dort nach dem Ausfall von Sandra Auffarth und Viamant du Matz ganz kurzfristig zum Einsatz. Sie schlugen sich mit Bravour, zwei abwurffreie Runden im Springen führten am Ende zu Platz elf in der Einzelwertung.