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Fünf Fragen an Dressurreiter Raphael Netz

Für Raphael Netz und Great Escape Camelot ist Stuttgart ihr zweites Weltcup-Turnier der Saison in ihrer zweiten Weltcup-Saison überhaupt. Im Interview spricht der Dressurreiter, der lange Zeit bei Jessica von Bredow-Werndl und Benjamin Werndl in Aubenhausen gearbeitet hat, von seiner mentalen Einstellung vor dem Start.

Raphael Netz nach seinem Ritt mit Great Escape Camelot bei den Stuttgart German Masters.

Im vergangenen Jahr bist du zum ersten Mal in die Weltcup-Saison gestartet, samt Finalteilnahme. Nun reitest du deine zweite Weltcup-Saison. Wie fühlt es sich an?
Tatsächlich ist mir der Einstieg in diese Weltcup Saison mental ein kleines bisschen leichter gefallen, weil ich nun genauer wusste, was mich erwartet. Im vergangenen Jahr war gefühlt jedes Turnier ein richtiger Wow-Moment, weil ich noch nie auf so schönen Turnieren geritten war.

Weltcup-Prüfungen in so vollen Stadien machen mich emotional. Es ist eine große Freude. Und entsprechend hatte ich in diesem Jahr eine große Vorfreude. Vor ein paar Wochen waren wir zusammen in Herning und jetzt sind wir in Stuttgart und ich freue mich einfach riesig, hier zu sein. Es hat letztes Jahr unheimlich viel Spaß gemacht, hier zu reiten und ich habe auch gehört, dass heute die Halle wieder ausverkauft ist. Und da freue ich mich natürlich später mit meinem Partner Camelot in das schöne Stadion hier einzureiten.

Ist es Vorfreude oder steigt damit auch die Aufregung?
Natürlich ist Aufregung immer ein Punkt, der mit dem Start Hand in Hand geht. Das haben andere auch. Wenn man jetzt gar nicht aufgeregt wäre, dann wäre es auch nicht richtig. Dann wäre es einem zu egal, denke ich mir immer. Ich probiere meine Anspannung zu nutzen und dadurch wach zu sein.

Wie macht man das?
Tatsächlich, glaube ich, ist es einfach Übung, Übung, Übung. Und vor allem darf man diese nicht weg reden. Es ist vollkommen in Ordnung, sich einzugestehen, dass man aufgeregt ist. Wenn man probiert es wegzupacken, dann packt man es in eine Schublade in seinem Kopf. Aber die Schublade wird aufgehen, und zwar genau dann, wenn man sie nicht braucht. Und deswegen, ist es besser, wenn man sich selber annimmt und akzeptiert, wie man ist.

Wie viel Zeit braucht man, um das zu lernen?
Ich glaube, da ist jeder Mensch anders, genau wie jedes Pferd. Jeder muss am Ende für sich selbst herausfinden, wie man am besten funktioniert, was man selbst braucht. Und es gibt immer so ein Wort, was ich liebe, und das ist Management. Management aufs Pferd natürlich bezogen, aber auch Management auf sich selber. Denn wie gesagt, da ist glaube ich, jeder anders und da braucht jeder ein bisschen andere Sachen.

Und wie lange hast du gebraucht? Um für dich herauszufinden, was du brauchst?
Ich reite nun mein ganzes Leben lang, ich bin da herein gewachsen, dank der guten Jugendarbeit in Deutschland. dass man schon als kleines Kind abgeholt wird und auf große Turniere fahren darf, sodass man natürlich auch mit so Prüfungssituationen wachsen kann und das lernen kann. Deswegen glaube ich, hat sich das bei mir in meiner Entwicklung mitentwickelt.

Inwiefern sind für dich vor dem Start Routinen wichtig?
Früher waren sie sehr wichtig. Aber dann hat das auch ein paar Mal nicht geklappt und die Prüfungen waren trotzdem gut. Dadurch ist mir bewusst geworden, dass ich die Routinen nicht durchlaufen muss. Vorher dachte ich immer, dass zum perfekten Start auch die perfekte Vorbereitung gehört. Das ist es aber gar nicht. Es geht darum, in den Konzentrationstunnel zu kommen. Und das hat am Ende nichts mit der Vorbereitung zu tun, sondern einfach wirklich mit der Fähigkeit, sich mit seinem Partner Pferd zu konzentrieren. Das Abreiten ist für mich ein Weg in diesen Tunnel.