Stuttgart: „Es ist die Leichtigkeits des Seins“
Stuttgart – Schon jetzt hat die Musik der Kür von Isabell Werth und Wendy einen absoluten Wiedererkennungswert für dieses doch eigentlich noch so junge Paar. Immerhin haben die beiden sich erst in diesem Jahr gefunden, nachdem Isabell Werth die Stute Anfang des Jahres aus dem Stall Helgstrand übernommen hat, und doch haben die beiden schon so viel erreicht, wie Team-Gold und Einzel-Silber bei den Olympischen Spielen in Paris.
Und so machen die beiden in der Weltcup-Saison auch weiter, bei ihrer ersten Weltcup-Kür überhaupt und der dritten Kür in der gemeinsamen Geschichte. Ein Blick auf den Ritt: Die Übergänge gelangen geschmeidig, die Stute fußte energisch ab, wirkte elastisch und konzentrierte sich trotz der eindrucksvollen Kulisse in Stuttgart voll und ganz auf ihre Reiterin. „Alle drei Küren, die ich bisher mit ihr geritten habe, waren ein Vergnügen. Es ist die Leichtigkeit des Seins. Wir kommen vor, zurück, seitwärts und die Musik inspiriert mich. Es ist einzigartig, was Wendy uns zeigt.”
„Oh Wendy“ schallte es während der Galopptour durch die Halle, mitsingen erlaubt. Isabell Werth machte es vor. Kleines Lob nach den Einer-Wechseln, die Konzentration war beiden ins Gesicht geschrieben. Zum Abschluss geleiteten die Zuschauer Isabell Werth und Wendy mit vorsichtigem Klatschen auf die Schlusslinie. Die frisch gekürte Sportlerin des Jahres NRW strahlte, lobte ihre Stute in der Prüfung immer wieder, um ihr ein gutes Gefühl zu geben. Und Isabell Werth genoss einfach ihre Prüfung, den Ausritt noch mehr, als es Standing Ovations für die beiden gab und 86,745 Prozent von den Richtern.
Nach den Olympischen Spielen in Paris hatte Wendy eine rund zweimonatige Auszeit, mit viel Weide, Paddockzeit und entspanntem Training. Und genau das wartet auch nach dem Top Ten-Finale in Stockholm Ende des Monats auch wieder auf sie. Erst zur grünen Saison möchte Isabell Werth mit Wendy wieder auf Turnieren einplanen. Die Weltcup-Saison plant sie eher mit DSP Quantaz und vielleicht auch dem ein oder anderen Start von Superb.
Flambeau und Larissa Pauluis mit persönlicher Bestleistung
Mit persönlicher Bestleistung und 80,395 Prozent beendete die belgische Dressurreiterin Larissa Pauluis auf ihrem 14 Jahre alten KWPN-Wallach die Weltcup-Kür. „Ich bin um mein Leben geritten, weil ich unbedingt die 80 Prozent knacken wollte", schmunzelte Larissa Pauluis gut gelaunt nach ihrem Ritt. Hat geklappt. Die beiden sind seit fünf Jahren ein Paar und die gemeinsame Geschichte begann ganz und gar nicht überzeugend: Über zwei Wochen lang behielt Larissa Pauluis ihn zur Probe. „Er war wild, kompliziert, erst nach anderthalb Jahren habe ich gemerkt, dass ich doch einen künftigen Superstar im Stall haben könnte." Und das beweist er nun. Seine Reiterin hat einen gemeinsamen Traum: die Olympischen Spiele 2028 in LA. Und wenn das nicht klappt? Lebenslanges Hofrecht hat er so oder so.
Bianca Nowag-Aulenbrock und Florine verzaubern Stuttgart
Mit der zwölf Jahre alten Stute aus Oldenburger Zucht Florine OLD zauberte Bianca Nowag-Aulenbrock eine Kür zu bekannter Filmmusik in die Schleyerhalle. Während der Reiterin die Musik anfangs zu leise war und die Zuschauer ihre Geste an die Tontechniker missverstanden und klatschten, tanzte Florine durch das Viereck. Kurzes Loben zwischendrin inklusive, sowohl nach den gut gelungenen Einer- als auch nach den Zweierwechseln. Auch der Switch von den Zweierwechseln zu den Einerwechseln gelang makellos und mit feiner Hilfengebung, während die Stute in den Piaffen teils ein wenig mehr Unterstützung ihrer Reiterin forderte. Bianca Nowag-Aulenbrock hat die Stute übrigens über ihre Schülerin Elisabeth von Wulffen bekommen und sollte sie für sie in den gehobenen Sport bringen. Seit drei Jahren reitet Bianca Nowag-Aulenbrock Florine und es ist kein Ende in Sicht.
Bundestrainerin Monica Theodorescu von Resultaten verzückt
„Es war aufregend, Wendy das erste Mal Indoor zu sehen. Sie ist unglaublich. Ihre Entwicklung ist fantastisch seit Anfang des Jahres. Wir können uns nicht mehr wünschen. Alle deutschen Reiter haben heute sehr gute Ritte gezeigt. Wir haben sehr guten Sport gesehen“, freute sich Monica Theodorescu. Das stimmt sie positiv, auch nach dem altersbedingten Abschieds von TSF Dalera BB, die in den vergangenen Jahren als Punktegarantin für das deutsche Team galt.
Sieben deutsche Reiter waren in Stuttgart mit ihren Pferden am Start. Eine außergewöhnliche Bilanz für ein Weltcup-Turnier und viele strahlende Gesichter: Raphael Netz und Great Escape Camelot auf Platz vier, Carina Scholz und Tarantino auf Platz fünf, Ingrid Klimke mit First Class auf Platz sechs, Fabienne Müller-Lütkemeier mit Valesco auf Rang acht und Helen Langehanenberg mit Facilone auf Platz zwölf.