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Deutsche Meisterschaften Dressur und Springen 2022​

Isabell Werth gewinnt Gold zu Kür-Evergreen​

25 Jahre hat ihre Kür schon auf dem Buckel, hat Isabell Werth schon zu vielen Erfolgen begleitet – so auch heute, als sie im Sattel von DSP Quantaz zu Gold bei den Deutschen Meisterschaften in Balve geritten ist. Silber ging an Frederic Wandres und Bronze an Ingrid Klimke.​

DM-Gold Nummer 17 für Isabell Werth, Silber Nummer zwei für Frederic Wandres und Bronze Nummer eins in der Dressur für Ingrid Klimke.

Balve – „Es gibt Küren, die kann ich nicht mehr hören – aber diese hier liebe ich noch immer.“ Isabell Werth hat ihre Kür zu Tönen von Pomp and Circumstances und Bohemian Rhapsody von schon vor 25 Jahren spielen lassen, damals saß sie im Sattel von Amaretto, später bei der WM auf Satchmo, weil dieser noch keine eigene Kür hatte. Und heute ritt sie zu Gold zu eben diesen fließenden Klängen im britischen Style. Es ist ihr 17. DM-Titel insgesamt, zehn Gold-Medaillen davon gewann sie hier in Balve. Heute saß sie im Sattel zwölfjährigen DSP-Hengstes Quantaz von Quaterback-Hohenstein.

Vieles lief rund in der Grand Prix Kür für die Rekordreiterin und Quantaz, wenn auch nicht alles: ein Angaloppieren am Ende des starken Trabs, der erste Galoppsprung in der Rechtspirouette war nicht optimal und zeitweise wirkte der Hengst ein wenig „nörgelig“, aber es gab auch einige Highlights wie die Piaffe-Passage-Tour, die Galopp-Pirouetten bis auf den einen kleinen Aussetzer, die Einer-Tempi genauso wie die Zweier-Tempi, die bei der Reiterin für ein Lächeln sorgte. Gestern im Grand Prix Special, wo Werth Bronze gewann, hatte sie noch in eben diesen Wechseln einen Fehler – ein „Geht doch!“, mochte da das Lächeln wohl bedeuten. 85,45 Prozent stand am Ende auf dem Tableau – damit hatte sie als letzte Starterin das Feld von hinten aufgerollt.

Mit Volldampf zum Meistertitel: Isabell Werth und Quantaz.

„Beim morgendlichen Schrittreiten hat Quantaz noch festgestellt, dass ihm der Altar in der Ecke nicht so behagt, da hat er ein paar artistische Einlagen gezeigt – und ich habe gehofft, dass der heilige Geist ihm doch behilflich ist. Ganz geheuer war ihm die Ecke auch in der Prüfung nicht, der erste starke Trab ging dann etwas schlangenlinienähnlich drauf zu. Aber ich bin super zufrieden mit ihm. Die letzte Losgelassenheit hatten wir noch nicht“, fasste Isabell Werth zusammen und fügte mit einem Augenzwinkern noch eine Anekdote hinzu: „Meinen Wechselkomplex habe ich auch überwunden. Gestern kam Gaby Bussmann (Anm. d. Red. Mentaltrainerin des deutschen Reiterteams) zu uns an den Tisch und ich meinte ‚Gaby, ich habe ein Wechseltrauma, du musst jetzt mal psychologisch mit mir arbeiten.’ Wir haben herzlich gelacht und das hilft ja oft besser als sich zu ärgern.“ Mit Quantaz wird Isabell Werth auch in Aachen am Start sein, dann wird er erstmals mit seiner eigenen Kür zu Bonnie Tyler-Klängen gehen.

Ein Duke und seine Ohrwurm-Playlist

Zweifacher Vize-Deutscher Meister darf sich seit heute Frederic Wandres nennen. Mit dem Hannoveraner Dimaggio-Rubinstein I-Sohn Duke of Britain ritt er zu einer ganzen Litanei aus 80er-Jahre-Ohrwürmern, von „Power of Love“ bis „Shout out to the top“ war die Kür-Playlist proppenvoll. Schmissig und frisch nach vorn startete Wandres in seine Choreografie, einzig in den Zweier- und Einer-Tempi unterliefen dem Paar Fehler. Sein Ergebnis: 83,375 Prozent und ein sehr glücklicher Reiter. „Das ganze Wochenende mit Duke verlief phänomenal. Am dritten Tag noch immer so eine Leistung abrufen zu können ist einfach toll. Zweimal Vize-Deutscher Meister, was will man mehr?“, sagte der 35-Jährige Chefbereiter auf dem Hof Kasselmann in Hagen a.T.W..

Frederic Wandres und Duke of Britain unterwegs zu 80er-Jahre-Hits.

Tanz mit Franz in Richtung Aachen

Zweimal war Ingrid Klimke schon nah dran an einer Medaille – einst mit Dresden Mann und 2020 mit Franziskus verpasste sie das Podest jeweils um einen Platz. Aber an diesem Wochenende war die Zeit reif für eine Medaille für die Reitmeisterin aus Münster, die nun seit geraumer Zeit regelmäßig mit Co-Bundestrainer Jonny Hilberath trainiert. Bereits im Grand Prix und im Special zeigten sich Klimke und ihr Hannoveraner Hengst in überzeugender Form – heute legten sie noch eine Schippe drauf. Es war die bekannte gute Laune-Kür zu spanischen Klängen von Alvaro Soler und Enrique Iglesias – nur ein paar Kleinigkeiten hatte Ingrid Klimke zu Beginn der Saison an der Choreografie verändert. „Franziskus war an allen drei Tagen super konzentriert und mit seinen Antennen wirklich bei mir.“ 82,825 Prozent gab es seitens der Richter. Sie möchte noch an ein paar Feinheiten in ihrer Kür arbeiten und die Übergänge noch präziser zur Musik abstimmen. In der Soers wird sie erstmals im Nationenpreis-Team sein – gemeinsam mit Isabell Werth und Quantaz, Frederic Wandres und Duke of Britain FRH sowie Benjamin Werndl mit Famoso ist sie nominiert. Bedeutet dann vor allem ein gutes Zeitmanagement, denn sie wird auch in der Vielseitigkeit und im Springen am Start sein. Ihre Antwort: „Ich bin ja nur sechs Minuten unterwegs mit Siena, das schaff ich schon.“

Auf Weg zur ersten Medaille bei Deutschen Meisterschaften in der Dressur: Ingrid Klimke und Franziskus.

Die Deutsche Meisterin im Grand Prix Special, Dorothee Schneider, trat heute nicht mit ihrem Gold-Pferd Showtime FRH an – wider Erwarten, aber aus verständlichen Gründen. Der Hannoveraner befindet sich noch im Aufbau nach langer Pause. Es sei klar gewesen, dass er nicht alle drei Prüfungen gehen würde, meinte Bundestrainerin Monica Theodorescu. Eine Tatsache, die wiederum den Platz für Benjamin Werndl und Famoso im Aachen-Team frei gemacht hat. Er war sowohl im Special als auch in der Kür auf Rang vier gelandet, ist somit alle drei Prüfungen in Balve geritten und dann sei es nur fair, dass er auch den Platz im Nationenpreisteam bekommt, argumentierte Theodorescu. Dorothee Schneider wird Showtime beim CHIO Aachen in der CDI-Tour reiten.

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