Luhmühlen: Julia, Calvin und die Tränen
Luhmühlen – Zwei sehr unterschiedliche Pferde, zwei Traumrunden, Platz eins und zwei in der Vier-Sterne-Prüfung im Zwischenstand nach dem Gelände. Besser könnte es für Julia Krajewski bei den Luhmühlen Horse Trials nicht laufen. Mit Nickel liegt sie mit 27,5 Minuspunkten in Führung mit Ero de Cantraie belegt sie mit 30,2 Minuspunkten Platz zwei. „Meine beiden Jungs machen mich hier so stolz. Sie sind beide noch nicht viele Vier-Sterne-Prüfungen gelaufen und machen es mir so leicht“, schwärmte die amtierende Olympiasiegerin in der Vielseitigkeit über ihre beiden erst neun Jahre alten Nachwuchspferde. Mit „Ero“ gelang es ihr die vorgegebene Zeit auf die Sekunde zu treffen. 6:33 Minuten brauchte sie für den 3.730 Meter langen Kurs.
Eine glückliche Julia Krajewski
„Vorher hätte ich nie gedacht, dass ich nun Erste und Zweite bin. Ich wusste nicht wie, meine Pferde mit der Atmosphäre hier umgehen und sie haben mir ein sehr, sehr gutes Gefühl gegeben.“ Nickel war früher ihr Spaßpferd, hier eine Indoor-Vielseitigkeit, da ein Start. Seit einem Jahr reitet und fördert sie ihn nun gezielt für den schwereren Sport. Vorher wurde er von ihrer Schülerin Marion Rössel geritten. Die ist aktuell aber in Neuseeland. „Nickel ist ein sehr guter Springer, er sucht den nächsten Sprung und macht einfach alles“, schwärmt sie von ihm. Über Ero ist sie ebenfalls voll des Lobes: „Er fühlt sich besonders an. Er hat mit keiner Situation ein Problem und einen richtigen Motor.“ In diesem Jahr möchte sie mit beiden Pferden noch eine lange Vier-Sterne-Prüfung gehen und so die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 schaffen.
Julia Krajewski ist nicht nur als Reiterin vor Ort, sondern auch als Trainerin. Unter anderem betreut sie Emma Brüssau und Jérôme Robiné, die beide heute ihre erste Fünf-Sterne-Prüfung geritten sind. „Ich weiß, wie besonders die erste Fünf-Sterne-Prüfung ist. Daher bin ich gerne nochmal vier Stunden lang das Gelände abgegangen“, schmunzelte sie im Nachgang. Es hat sich gelohnt: Beide meisterten die Aufgabe ohne Probleme. „Als Emma aus dem Gelände kam, hatte ich Tränen in den Augen. Ich begleite sie seit ihrer Ponyzeit.“
Premiere geglückt: Calvin Böckmann
Calvin Böckmann betreut sie im täglichen Training. Er liegt aktuell auf Platz drei in der Wertung. „Ich war im vergangenen Jahr noch als Zuschauer hier und da habe ich darauf gehofft, hier einmal reiten zu dürfen. Nun sitze ich hier. Das ist surreal“, sagte der amtierende Deutsche Meister der Jungen Reiter. Den Geländekurs absolvierte er in feinem Stil mit seinem zwölf Jahre alten The Phantom of the Opera. Der Wallach stammt aus Holsteiner Zucht, wird im Stall liebevoll Phanti genannt und ist schnell und hochmotiviert. So konnten die beiden ihr Dressurergebnis von 31,8 Minuspunkten halten und gehen mit sehr guten Aussichten in die Entscheidung um die Deutsche Meisterschaft am Sonntag. „Er ist eine Maschine“, beschrieb Calvin Böckmann sein Pferd nach der Prüfung. Phanti hat er vor einem guten Jahr von Sandra Auffarth übernommen. „Wir vertrauen uns nun blind und kennen uns sehr gut. Er war heute immer bei mir. Das macht mich sehr glücklich“, so der BWL-Student. Nach Ende seines Studiums im kommenden Jahr möchte der 22-Jährige nur eins: Reiten. Mit Julia Krajewski trainiert er in Warendorf und war voll des Lobes für die U25-Bundestrainerin. „Sie ist eher streng. Und das ist gut. Ich drehe gerne an jedem Schräubchen, genau wie sie. Anderenfalls würde sie auch nicht da stehen, wo sie steht. Sie ist eine erfolgreiche Sportlerin, von der ich sehr viel lernen kann. Ich versuche alles aufzusaugen“, sagte Böckmann und ließ seine Trainerin nochmal schwer schlucken.
Ingrid Klimke stürzt
Bestens aufgelegt startete Ingrid Klimke mit Siena Just do it in das Gelände. Als sie auf dem Hauptturnierplatz, waren, stürzte die Reitmeisterin an einem Heckenhindernis von ihrer Stute. Der Sprung wurde für beide viel zu groß, Siena Just do it strauchelte über dem Sprung und Ingrid Klimke stürzte. Mit Siena Just do it verließ sie die Bahn zu Fuß. Im Krankenhaus wurde festgestellt, dass Ingrid Klimke einen Schlüsselbeinbruch hat. Sie wird zeitnah operiert, voraussichtlich in Münster. An dieser Stelle: Gute Besserung.
Christoph Wahler auf Bronzekurs
Christoph Wahler belegt in der Prüfung aktuell Rang vier vor dem abschließenden Springen und liegt damit auf Bronzekurs in der Deutschen Meisterschaft. Über sein Pferd sagte er: „D'Accord ist ein wahnsinnig schnelles Pferd und ich habe mich von seiner Euphorie anstecken lassen. An ein, zwei Sprüngen hätte ich es ihm leichter machen können“, zeigte sich Christoph Wahler nach seiner fehlerfreien Geländerunde mit D’Accord selbstkritisch. Den elf Jahre alten Diarado-Sohn reitet er seit rund einem Jahr und die beiden haben eine tolle Entwicklung. In diesem Jahr fasst er im Herbst noch eine Prüfung ins Auge. Aktuell belegen die beiden Platz vier in der Prüfung und liegen damit sogar auf dem Bronzerang in der Deutschen Meisterschaftswertung. Doch bekanntlich können die Plätze im Springen noch einmal durcheinander gewirbelt werden.
Rund 17.000 Zuschauer sollen heute vor Ort gewesen sein. Die Entscheidung in der Deutschen Meisterschaft fällt am Sonntag ab 13.20 Uhr im Springen.