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Michael Jung: „Ein Reiter lernt nie aus“

Michael Jung hat sein drittes olympisches Einzel-Gold gewonnen. Seine vierte Goldmedaille insgesamt bei Olympischen Spielen. Mit dem Reitmeister haben wir 2022 über seine Ausbildungsphilosophie, seine Erfolge und seine Liebe zu den Pferden gesprochen. Ein Artikel aus unserem Archiv.

Michael Jung in Paris. Drittes Einzel-Gold bei Olympischen Spielen.

Michael Jung lebt den Pferdesport. „Ich denke den ganzen Tag an Pferde“, sagt der 41-Jährige. Seine überragenden Erfolge sind der Lohn dafür. Mit La Biosthetique Sam FBW gewann er 2012 Olympisches Mannschafts- und Einzelgold und war zu diesem Zeitpunkt Europameister, Weltmeister und eben neuer Olympiasieger. Das hat vor und nach ihm kein anderer Vielseitigkeitsreiter geschafft. Sam ist für ihn bisher das Pferd seines Lebens: „Mit ihm habe ich es ganz an die Weltspitze geschafft und mit ihm habe ich alles durchlebt. Er ist ein Sportler durch und durch. Nun ist er mit Rocana (Anm. d. Red.: ein weiteres ehemaliges Fünf-Sterne-Pferd) zusammen auf der Weide, wobei er das Sportlerleben mehr genossen hat. Er war gerne mit mir unterwegs und ich mit ihm“, sagt Michael Jung. 2016 wurden die beiden abermals Einzelolympiasieger. Nun der Sieg mit Chipmunk bei den Olympischen Spielen in Paris.

Alle Erfolge von Michael Jung aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, so viele sind es. Besonders stolz machen ihn Siege bei Championaten, aber auch der Grand Slam im Vielseitigkeitsreiten. Dafür muss man drei der schwersten Prüfungen der Welt in Folge gewinnen. „Wer den Grand Slam holt, ist nicht nur einmal gut gewesen. Das macht für mich den Unterschied“, kommentiert der Pferdewirtschaftsmeister. Beständigkeit ist ein wichtiges Wort beim Blick auf seine Laufbahn. Immer wieder gelang es Jung, neue Pferde in den Top-Sport zu bringen. Doch wo Sonne ist, ist auch Schatten: „Krankheiten, Verletzungen, Niederlagen gehören zum Erfolg dazu. ‚Kopf hoch, weiterkämpfen‘, ist daher wohl der Spruch, den ich als Reiter am häufigsten gehört habe.“ Michael Jung stand immer wieder auf und versucht das Gute darin zu sehen: „Jede Niederlage wird hinterfragt und bringt einen dadurch weiter. Jeder Erfolg ist schön. Aber in der Basis machen einen die Niederlagen stärker.“ Bei der Pferdeausbildung vertraut er auch auf sein Wissen und Können, vor allem aber auf sein Gefühl. „Der reiterliche Instinkt muss gut sein, um gut zu reiten. Das Gefühl für das Pferd ist entscheidend und ein guter Reiter kann sich auf viele verschiedene Pferde einstellen und ist mit ihnen erfolgreich“, meint der Vater eines Sohnes und macht genau dies vor. Mit großem Wissensdurst, um noch besser zu werden. „Ich lerne ständig – in Gesprächen, beim Zuschauen, überall. Ein Reiter lernt nie aus.“