Interview
Nicolai Aldinger: „Ein Pferd ist genau wie ein Reiter nie ganz ausgebildet“
Die Fünf-Sterne-Prüfung ist beendet. Wie fühlst du dich?
„Ich bin happy. Im Rückblick überwiegt das Positive. Timmo ist heute toll gesprungen, in der Dressur sind wir auf dem richtigen Weg, in der Verfassungsprüfung ist er heute Morgen frisch getrabt. Der eine Stopp im Gelände war fraglos ärgerlich. Timmo ging eine tolle Runde, fühlte sich super an. Doch am Ende geht auf diesem Niveau auch schnell mal etwas schief. Es ist das höchste Niveau, was es im Sport gibt. Da muss zu 105 Prozent alles zusammenpassen, wenn es kurz zehn Prozent weniger sind, kann es zu einem Stopp kommen.”
Was nimmst du aus der Prüfung für das Training in den kommenden Wochen mit?
„Ich weiß, dass er auf diesem Niveau gehen kann. Wir werden weiter an der Fitness arbeiten. Und zu dem Stopp: Es passte bei dem einen Sprung einfach nicht. Die Distanz war nicht gut. Wichtig ist, dass wir danach sehr gut weitergemacht haben.”
Was ist für dich die größte Herausforderung, wenn du Timmo reitest?
„Wir sind seit mehr als vier Jahren ein Team. Er war vorher schon bis Drei-Sterne-Niveau ausgebildet. Timmo und ich haben zusammen viel gelernt, viel geschwitzt und uns verbessert. In der Dressur hat er sicherlich am meisten gelernt. Er will seine Sache gut machen, aber weiß manchmal einfach nicht, wie er seinen Körper einsetzen soll. Im Stall nennen wir ihn deshalb manchmal liebevoll Lulli.”
Du bist nun innerhalb weniger Wochen drei Prüfungen mit ihm geritten. Warum?
„Wir überlegen stets, was ihm gut tut. Ihm hilft es, mehr Turniere zu gehen. Er war im Mai in Marbach und Barborowko. Die Abstände zwischen den Turnieren waren kurz. Wir haben uns entsprechend mit dem Tierarzt und Trainer besprochen und dafür unser Training runtergefahren. Auf den Turnieren bekommt Timmo Selbstbewusstsein und Kraft.”
Wie wichtig ist das Selbstbewusstsein für ein Pferd?
„Für ein Pferd wie Timmo ist es sehr wichtig. Er ist doch eher schüchtern und kein verrückter Renner. Timmo kann das alles, braucht aber ein wenig Unterstützung. Wir sind zusammengewachsen über die Jahre und die Turniere sind zudem ein guter Ort, um Selbstbewusstsein zu tanken. Hier fühlt er sich schon ein bisschen geil.”
Wie wichtig ist die gemeinsame Zeit und das Vertrauen zueinander, um einen solchen Kurs zu bewältigen?
„Zeit ist in der Ausbildung der Pferde ein ganz wichtiger Faktor. Ein Pferd ist genau wie ein Reiter nie ganz ausgebildet. Es hat fast ein Jahr gedauert, bis wir das Geländeniveau hatten, dass es sich wirklich gut anfühlt. Wir haben klein angefangen mit einer Zwei-Sterne-Prüfung und uns dann langsam gesteigert. Mir war immer klar, dass ich erst schwierigere Prüfungen reiten möchte, wenn ich merke, dass er mir vollkommen vertraut. Als Reiter muss ich in der Lage sein, dem Pferd zu helfen. Dafür horche ich immer wieder in das Pferd hinein und frage mich, ob es sich wohlfühlt oder was es noch braucht.”
Wann macht es Sinn auch mal einen Schritt zurückzugehen?
„Es ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Bei jüngeren Pferden machen wir es immer so, dass wir nach einer schwereren Prüfung wieder eine leichtere gehen. Die Pferde sollen stets ein gutes Gefühl haben. Bei erfahrenen Pferden wie Timmo ist das nicht notwendig, wenn alles nach Plan läuft. Wenn nicht, überdenken wir die Planung natürlich. Ein Beispiel: Im vergangenen Jahr bin ich bei der EM gestürzt, danach sind wir auch erst eine Drei-Sterne-Prüfung geritten. Nun fühlen wir uns in Fünf-Sterne-Prüfungen wieder wohl.”
Vielen Dank für das Gespräch.
Luhmühlen Die Belgierin Lara de Liedekerke-Meier hat mit der selbstgezogenen Stute Hooney d’Arville die Fünf-Sterne-Vielseitigkeit in Luhmühlen gewonnen. Schon mit der Mutter ist Lara de Liedekerke-Meier in Luhmühlen gestartet. Zuletzt bei der EM 2011. Ein Sieg voller Emotionen.Emotionaler Sieg: „Es ist unser Tag“