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Olympia-Aus und Sperre für Charlotte Dujardin nach belastendem Trainingsvideo​ + UPDATE

Olympiasiegerin Charlotte Dujardin hat ihren Start in Paris wegen eines Trainingsvideos zurückgezogen, während der Weltreiterverband den Vorfall nun untersucht und die Dressurreiterin von internationalen wie nationalen Turnieren gesperrt hat.​ Die Filmsequenzen sind mittlerweile online. Ein Update.

Charlotte Dujardin ist vom Turniersport suspendiert.

Sie gehörte zum engsten Favoritenkreis auf eine olympische Medaille, aber Paris 2024 findet nun ohne die Britin Charlotte Dujardin statt. Grund ist ein Trainingsvideo, das die Dressurreiterin und dreimalige Olympiasiegerin belastet. Die 39-Jährige hat zunächst von sich aus auf ihren Start verzichtet; kurz darauf hat auch der Weltreiterverband (FEI) ihre sofortige Suspendierung vom Sport ausgesprochen.
In einer Erklärung räumte Charlotte Dujardin ein: „Ein Video, das vor vier Jahren aufgenommen wurde, ist aufgetaucht und zeigt mich, wie ich während einer Trainingseinheit einen Fehlurteil treffe.“ Und weiter: „Was passiert ist, war völlig untypisch und spiegelt nicht die Art und Weise wider, wie ich meine Pferde ausbilde oder meine Schüler trainiere, aber es gibt keine Entschuldigung. Ich schäme mich zutiefst und hätte in diesem Moment ein besseres Beispiel geben müssen.“ Britische Medien spekulieren derweil, ob es sich um Tiermisshandlung handelt.
Der Reitsport-Weltverband FEI untersucht den Vorfall und teilt mit, dass Dujardin mit sofortiger Wirkung sowohl von internationalen als auch von nationalen Turnieren suspendiert sei.

Der Zeitverlauf

Die FEI habe das Video am 22. Juli von einem Anwalt eines „nicht genannten Beschwerdeführers“ erhalten. Auf dem Video sei Charlotte Dujardin zu sehen, „wie sie sich im Widerspruch zu den Grundsätzen des Pferdewohls verhält“. Nach Erhalt des Videos habe die FEI umgehend eine Untersuchung eingeleitet. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden Charlotte Dujardin, British Equestrian und British Dressage über die Vorwürfe informiert. Dujardin wurde eine Frist bis 17 Uhr Schweizer Zeit am 23. Juli gesetzt, um auf die Vorwürfe zu reagieren. Anschließend bestätigte Frau Dujardin, dass sie die im Video gezeigte Person ist und räumte ein, dass ihr Verhalten unangemessen war. Sie habe beantragt, vorläufig suspendiert zu werden, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind.
Auch FEI-Präsident Ingmar De Vos meldet sich zu Wort: „Wir sind zutiefst enttäuscht von diesem Fall, besonders in Anbetracht der bevorstehenden Olympischen Spiele in Paris 2024. Es ist jedoch unsere Verantwortung und entscheidend, dass wir Missbrauchsfälle ansprechen, da das Wohl der Pferde nicht gefährdet werden darf.“ Weiter sagt er: „Charlotte hat aufrichtige Reue für ihre Handlungen gezeigt, und wir erkennen und schätzen ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Trotz des unglücklichen Zeitpunkts glauben wir, dass diese Maßnahme das Engagement der FEI für das Wohl der Pferde und die Integrität unseres Sports bestätigt.“
Charlotte Dujardin hätte in Paris Großbritanniens erfolgreichste Olympiateilnehmerin werden können und mit einem Medaillengewinn die frühere Radrennfahrerin Laura Kenny hinter sich gelassen. Beide haben bei Sommerspielen sechsmal Edelmetall geholt.

UPDATE: Weitere Details zum Fall Dujardin

Der Anwalt, der das Video bei der FEI eingereicht hat, ist der Niederländer Stephan Wensing. Gegenüber den britischen Medien „The Guardian“ und „Daily Mail“ sagte er: „Mein Mandantin sponserte eine Reitstunde bei Charlotte für eine Schülerin. Es war ein junges Mädchen von 19 Jahren, das ihr Pferd ritt und eine Reitstunde von Charlotte Dujardin im Vereinigten Königreich bekam. Charlotte Dujardin stand in der Mitte der Reithalle. Sie sagte zu der Schülerin: ‚Dein Pferd muss die Beine im Galopp mehr heben.‘ Sie nahm die lange Peitsche und schlug das Pferd mehr als 24 Mal in einer Minute, sehr hart, sehr brutal, sehr heftig. Das ist nicht nur ein Einzelfall. Meine Mandantin hat Charlottes Stall öfter besucht und hat es mehrfach gesehen.“

Daily Mail hat das Video auf seiner Seite veröffentlicht. Es soll Charlotte Dujardin zeigen, die mit der Longierpeitsche mehrfach auf das Pferd schlägt, teils hält sie die Peitsche dabei in beiden Händen und holt weit aus. Es ist ein Zischen und Knallen der Peitsche zu hören – auch das mehrfach. An der Reithallenbande ist ein Lachen zu hören.

Noch unklar ist, wie alt das Video ist. Laut Stephan Wensing ist es im Jahr 2022 entstanden, Charlotte Dujardin aber spricht davon, dass es vier Jahre alt ist.

Seiner Mandantin habe Dujardins Vorgehen für normal gehalten, denn sie sei ja Olympiasiegerin. Wensing berichtet weiter: „Meine Mandantin hat sich umgehört und wurde gewarnt, sich im Vereinigten Königreich nicht zu äußern. Aber vergangenes Jahr sah meine Mandantin, wie andere im Vereinigten Königreich und anderswo suspendiert wurden. An diesem Wochenende traf sie schließlich die Entscheidung, mich die Beschwerde bei der FEI einreichen zu lassen, und das geschah gestern. Die FEI hat dies sofort sehr ernst genommen.“

Weder Charlotte Dujardin noch die FEI wollen sich bis zum Abschluss des Verfahrens äußern.