Im Interview: Christian Ahlmann
"Taloubet ist der absolute Chef im Ring"
Leipzig – Es war der emotionale Höhepunkt des vergangenen Leipziger Weltcupturniers: Christian Ahlmann gewann zum vierten Mal den Sparkassen-Cup – den Großen Preis von Leipzig – und das zum dritten Mal im Sattel von Taloubet Z. Anschließend wurde der 18-jährige Zangersheider Hengst gesund und munter aus dem Sport verabschiedet.
Herr Ahlmann, wie ging es für Taloubet Z nach seinem letzten Turnier weiter?
Zu Hause in Marl hat sich zunächst nicht viel geändert, er wurde ganz normal weiter geritten und trainiert und hat sich noch auf ein paar Hengstpräsentationen gezeigt. Dann ist er im Frühjahr nach Lanaken auf das Gestüt Zangersheide umgezogen und dort ins Deckgeschäft eingestiegen. Dort wird er weiterhin geritten, aber mehr dressurmäßig und ganz viel ins Gelände. Aber hauptsächlich kommt er auf die Weide.
Also genießt er sein Rentnerleben?
Ja! Er ist der absolute Chef im Ring, hat sehr viele Fans und wird viel betüddelt. Ein ganzes Team kümmert sich um sein Wohlergehen. Es geht ihm wirklich richtig gut!
Gab es denn im Laufe der Saison mal ein Turnier oder einen Parcours, wo er Ihnen besonders gefehlt hat?
Ja, solche Momente gab es sehr viele! Mit der Zeit habe ich immer öfter gemerkt, dass man so ein Pferd nicht so oft hat im Leben. Wir haben viele tolle junge Pferde, aber Taloubet Z war halt mit seiner Qualität und Erfahrung immer bereit – für das schnellste, schwerste, höchste Springen. Das kann ich von den Nachwuchspferden noch nicht so erwarten. Und gerade wenn es anspruchsvoll wird, merkt man dann, was man an dem Partner hatte. Aber das weckt durchaus auch den Ehrgeiz, dort wieder hinzukommen. Ein Pferd wieder so aufzubauen! Zum Beispiel Clintrexo Z oder Tokyo – die könnten durchaus mal in Taloubet Z’s Fußstapfen treten.
Und wie sieht es mit den Nachkommen von Taloubet Z aus, ist da ein Nachfolger dabei?
Bisher gibt es noch nicht so viele Taloubet Z-Kinder, weil seine sportliche Karriere ja im Vordergrund stand. Zur Zeit habe ich lediglich einen Neunjährigen, Take A Chance On Me Z. Er ähnelt seinem Vater in vielerlei Hinsicht. Er hat sehr viel Qualität und ist unheimlich intelligent. Wir haben noch ein paar jüngere Nachkommen, auf die ich auch sehr gespannt bin. Aber so richtig im Deckeinsatz war er ja erst seit diesem Jahr, also werden die quantitativ starken Jahrgänge erst ab kommendem Jahr erwartet. Bisher hat er sich allerdings auch aus der eher kleinen Gruppe Stuten heraus sehr gut vererbt.
Wie sieht Ihre aktuelle Planung für den Longines FEI Jumping World Cup aus?
Ich werde nach London und Mechelen fahren und natürlich nach Leipzig. Danach mache ich eine kleine Pause, um dann hoffentlich topfit fürs Finale zu sein. Aber ich werde das alles nicht forcieren. Clintrexo Z und Tokyo sind noch sehr neu im großen Sport, da muss ich auch einfach abwarten, wie die Form so ist und kann nicht so genau planen. Die Pferde müssen es anbieten, sie müssen es selbst wollen. Das ist natürlich mit erfahreneren Pferden einfacher.
Das erfordert aber ein ordentliches Maß an Geduld, oder?
Diese Ruhe zu haben, bringen einem die Pferde schon bei. Man kann es nun mal nicht erzwingen! Die Pferde geben an, wenn sie soweit sind und ich muss auch das Gefühl haben, dass es den Pferden leicht fällt, dass ich noch Luft nach oben habe und die Pferde sich nicht auf dem letzten Atem abmühen. Gerade bei den jungen Pferden ist es wichtig, genau reinzuhorchen. Auch solche Dinge zu beachten, wie sie die Reisen wegstecken und die Übernachtungen in den Turnierboxen.
Apropos junge Pferde, wie wichtig ist denn dann eine Youngster Tour wie der Equiline Youngster Cup?
Enorm wichtig! Und ich muss auch mal einen Dank aussprechen an alle Veranstalter, die diese Prüfungen anbieten. Für uns Reiter ist es extrem wichtig, unsere Nachwuchspferde über diese Prüfungen an den großen Sport heranzuführen. Hier lernen sie wirklich von Parcours zu Parcours, von Turnier zu Turnier, auch in einer solchen Atmosphäre erfolgreich und konzentriert zu springen. Sie lernen, mit den Reisen und der Übernachtung in fremder Umgebung umzugehen, und können dann auch stark im Parcours auftreten. Das ist mindestens genauso wichtig, wie der fliegende Wechsel oder das Durchparieren. Das müssen die Pferde eben auch erstmal lernen und erfahren.
Nochmal zurück zur Verabschiedung von Taloubet Z – was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Es war einfach der perfekte Moment! So habe ich mir das gewünscht, und dass es wirklich so gekommen ist, war sehr emotional. Mit mehr zeitlicher Distanz dazu, weiß ich es noch mehr zu schätzen, denn es wird mir immer klarer, dass so ein Moment vielleicht einmalig bleibt, das wird sich einfach nicht so leicht wiederholen lassen. Und daran denke ich immer mehr, je länger es her ist. Ich werde diesen Tag sicher niemals vergessen.
Quelle: PM