Weltcup-Finale: Dressurkönigin Isabell Werth
Paris/FRA – Isabell Werth hat ihren Titel verteidigt. Im zweiten Jahr in Folge entschied die Dressurkönigin mit ihrer Stute Weihegold OLD das Weltcup-Finale für sich. 90,657 Prozent – also fast genau ihr Ergebnis vom Vorjahr – sicherten den Sieg. Sie spielten mit den Lektion: In den Piaffen wirkte die Stute als hätte sie ein Metronom eingebaut, in den Traversalen zeigte Weihegold Schulterfreiheit vom Feinsten und beim Übergang vom starken Galopp in die Galopppirouette schob sie die Hinterbeine weit unter ihren Schwerpunkt. Schon vom Einreiten an ließ Isabell Werth keinen Zweifel daran, dass sie diesen Titel haben will. „Ich liebe es, mich im Wettkampf zu messen. Gerade wenn die Entscheidung so knapp ist, ist es eine besondere Herausforderung“, schilderte die 48-Jährige ihre Gefühle vor der Prüfung. Vor allem, da es im Grand Prix nicht lief wie geplant – Weihegold war sehr angespannt –, sei die Kür besonders prickelnd gewesen. „Es ist nicht so einfach mit Pferden. Die Kunst ist, in sie hineinzuhören, um zu wissen, was sie brauchen. Und für Weihe war das heute einfach das große Abreitezelt mit der Möglichkeit frisch nach vorne raus zu reiten.“ Das hat Isabell Werth auch in der Prüfung getan. Bundestrainerin Monica Theodorescu fasste zusammen: „Isabell weiß, dass es nur vorne Geld gibt. Sie hat heute alles ausgespielt und einfach sensationell geritten.“
Auf Platz zwei beendeten Laura Graves und Verdades die Kür. Die US-Amerikanerin und ihr KWPN-Wallach von Florett As-Goya mussten vorlegen. Kein Problem für das eingespielte Paar: 89,082 Prozent galt es nach ihrem Ritt zu schlagen. Die 30-Jährige hatte eine technisch sehr anspruchsvolle Kür mit nach Europa gebracht – mit Piaffe-Pirouetten, doppelten Galopppirouetten und einer sehr tragenden, nahezu dramatischen Musik. „Ich habe mir die Kür an Weihnachten ausgedacht, weil ich wusste, dass ich eine anspruchsvolle Aufgabe brauche, um hier punkten zu können“, so die Reiterin aus Florida. Ihr Plan ging auf, die beiden erzielten ihr persönliches Bestergebnis in der Kür.
Glücklicher hätte Jessica von Bredow-Werndl am Samstagabend nicht sein können. Bei ihrem vierten Start mit Unee BB bei einem Weltcup-Finale sicherte sie sich zum dritten Mal Platz drei. Es war das letzte Weltcup-Finale für den 17 Jahre alten Hengst. Nach der Kür und einem Ergebnis von 83,725 Prozent überkamen die 32-Jährige die Tränen. Den dritten Platz hatte sie sich für ihren Partner Unee gewünscht. „Ich habe so gut geritten wie ich konnte. Als letzte Starterin wusste ich, dass ich sonst keine Chance auf Platz drei haben würde. Patrik Kittel hatte gut vorgelegt“, schilderte sie ihre Gedanken vor der Kür. Zu Anfang machte Unee es ihr nicht ganz so leicht. Denn es lag noch etwas in der Luft: Der Duft von Weihegold OLD, die direkt vor ihm in der Bahn war. „Alle anderen Stuten sind ihm total egal. Aber sie liebt er heiß und innig. Es ist verrückt, aber bei ihr wird er wirklich nervös.“ Das war auch der Grund, warum Jessica von Bredow-Werndl in der Siegerehrung höchstpersönlich Passage vom Feinsten zeigte. Ihr Hengst wurde aus der Bahn geführt, weil der Anblick der Stute ihn so wuschig macht. In der Kür selbst war diese Aufregung aber zum Glück schnell verflogen, konzentriert tanzte er unter seiner Reiterin zur persönlichen Bestleistung.
Patrik Kittel war mit seiner Prüfung mit Deja überaus zufrieden. Vom Publikum frenetisch gefeiert verließen die beiden mit 83,146 Prozent die Bahn. Denkbar knapp am Podest vorbei, aber kein Grund enttäuscht zu sein. Die 14 Jahre alte Stute war hochkonzentriert bei ihrem Reiter und zeigte gelungene Übergänge zwischen den Verstärkungen und den versammelnden Lektionen.
Auch Dorothee Schneider zog ein positives Fazit unter ihr erstes Weltcup-Finale: „Es hat riesig Spaß gemacht Sammy in einer der schönsten Städte der Welt zu präsentieren.“ Wenn auch mit etwas Zeitverzögerung, denn die Musik funktionierte bei Dorothee Schneider zuerst nicht. „Ich hatte keine Schweißausbrüche, sondern habe mich weiter konzentriert“, so die routinierte Ausbilderin. Die richtige Taktik: Mit einem Ergebnis von 81,842 Prozent verließen die beiden die Halle und somit Platz fünf für Sammy Davis jr., der sich erst im zweiten Jahr auf diesem Niveau bewegt. Im März 2017 absolvierte der zwölf Jahre alte San Remo-Sohn seinen ersten internationalen Grand Prix. Steiler kann die Karrierekurve eines Dressurpferdes kaum nach oben zeigen. „Ich habe Hausaufgaben mitgenommen und zwar werden wir weiterhin an den Pirouetten arbeiten müssen. Da drängt er mir in der Prüfung zur Seite weg. Im Training macht er das nicht – das macht es so schwierig zu korrigieren. Ich werde einfach weiter seine Kraft und Balance aufbauen und dann wird das schon“, schaut die Ausbilderin nach vorne.
Bundestrainerin Monica Theodorescu konnte am Samstagabend nicht glücklicher sein: „Ich werde beschwingt, entspannt und mit guter Musik nach Hause fahren. Drei Reiterinnen unter den besten fünf, das ist ein fantastisches Ergebnis. Ich freue mich sehr für sie.“