Leseprobe
Anna-Lena Niehues: Eine Siegerin ohne Gold
Silber, Bronze, Bronze bei den Paralympics – wow! Was ist das für ein Gefühl?
Das, was ich in Paris gezeigt habe, ist das, was ich kann. Ich bin nominiert worden, weil ich auf diesem Niveau mitreiten kann. Das freut mich ungemein. Die Medaillen sind das Bonbon. Ein sehr schönes, zugegebenermaßen. Viel wichtiger ist, dass ich heute laufen und meinen Arm bewegen kann. Sehr lange Zeit sah es nicht danach aus.
Du hast den wichtigsten Wettkampf deines Lebens vor ein paar Jahren gewonnen?
Ja. Ich habe lange gegen die Grenzen gekämpft, die mein Körper mir setzen wollte. Ich konnte weder meinen rechten Arm noch mein rechtes Bein bewegen. Ich hatte keinerlei Gefühl in den Gliedmaßen, als ich nach einer schweren Operation aufgewacht bin.
Was war passiert?
An meiner Halswirbelsäule saß ein Tumor, er war nicht bösartig. Ich wusste davon bereits seit einigen Jahren, da er sich nicht verändert hatte und die Ärzte keinerlei Handlungsnotwendigkeit sahen, war ich relativ entspannt. 2017 war er gewachsen. Deutlich gewachsen. So groß, dass die Ärzte meinten, ich müsste schon Ausfallerscheinungen haben. Zum Glück fühlte ich mich gesund, trotz des Dings.
Eine Operation war demnach unausweichlich?
Genau. Aber ich konnte mir den Zeitpunkt aussuchen. Ich bin mit meinem jetzigen Mann in den Urlaub gefahren, habe die Ferienkinder auf unserem Hof betreut und erst danach den Operationstermin festgelegt.
Warum war dir das so wichtig?
Ich wusste nicht, was nach der Operation ist. Es war klar, dass alles passieren kann. Schlimmstenfalls hätte ich nicht mehr eigenständig atmen können.