Leseprobe
Die moderne Pferdezucht in der Kritik
„Die Züchter versuchen für den Markt zu züchten. Sie wollen ihr Fohlen möglichst gut verkaufen“, beobachtet Heinz Meyer, der auf dem Gestüt Zangersheide in Belgien als Körkommissar im Einsatz ist und einst für Paul Schockemöhle gearbeitet hat. Befindet sich die Zucht damit schon auf dem falschen Weg? Schauen wir genauer hin und definieren zunächst, was es bedeutet, wenn ein Fohlen sich gut vermarkten lässt: „Es gibt in der Spring- und in der Dressurpferdezucht einen großen Unterschied“, weiß der Zuchtexperte. Bei den Springpferden werde, vor allem durch die ICSI-Technik, sehr viel auf dem Papier gezüchtet. „Da kommt es vor allem auf das Pedigree an“, beobachtet Heinz Meyer. Aber: „So einfach ist Zucht nicht. Die Anpaarung zweier hocherfolgreicher Springpferde macht nicht gleich das nächste Top-Pferd. Die Natur spielt da eine große Rolle. Zum Glück“, sagt er.
Dem Fokus auf das Pedigree in der Springpferdezucht steht die Konzentration auf die Bewegungsqualität, vor allem im Trab, in der Dressur gegenüber. „Wenn ein Fohlen gut traben kann, lässt es sich auch gut verkaufen“, sagt Heinz Meyer. Viele Kunden schauten nur auf die aufwendige Vorderbeintechnik. Der wichtige Schritt und der Galopp würden oft nicht überprüft. Ist das weit genug gedacht? „Meines Erachtens nicht, denn der geregelte Schritt und eine gute Balance im Galopp sind sehr wichtig. Außerdem sind für eine nachhaltige Leistungsfähigkeit auch ein korrektes Fundament verbunden mit einer starken Rückenstabilität entscheidende Werte für ein gutes Dressurpferd.“ Es sollen gesunde Reitpferde gezüchtet werden, keine Freilaufpferde, die schön anzusehen sind. Das sollte allen klar sein.