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CHIO Aachen: Favoritensiege bei den Voltigierern

Das erste Wochenende gehört traditionell in Aachen den Voltigierern. Bei bester Stimmung kürten sie ihre Besten. Die kamen zum größten Teil aus Deutschland, doch auch ein Franzose mischte sich darunter.

Favoritinnen-Sieg in der Soers: Kathrin Meyer und

Aachen/GER - Eine Wahnsinnsstimmung gab es in jeder der Konkurrenzen der Voltigierer in der Albert-Vahle-Halle beim CHIO Aachen. Dafür sind die mitgereisten Fans bekannt und da lassen sie sich niemals lumpen. Alle werden bejubelt: Pferde, Turner, Longenführer und der gesamte Anhang, der die Voltigierer zu einer großen Familie werden lässt.

Am Samstag traten Gruppen, Damen und Herren zum Preis der Sparkasse an - und in jeder einzelnen Konkurrenz lag am Ende der Titelverteidiger ganz vorn. Doch bis dahin war es ein langer Weg, mit Höhen und Tiefen.

Das Team Norka des VV Köln-Dünnwald jubelte bei den Gruppen. Aber ein Selbstläufer war es keineswegs. Das erfolgsverwöhnte rheinische Team hatte zwar über den Winter fleißig an einer neuen Kür gearbeitet, aber dann fielen zwei zweibeinige und vor allem die vierbeinige Säule des Europameisterteams verletzungsbedingt aus. Bela Lehnen befindet sich nach einem Kreuzbandriss im Aufbautraining. Philip Goroncy hat sich den Fuß gebrochen und auch für ihn gab es keinen Aachenstart. Vor allem musste jedoch auch Erfolgsgarant Calidor auf Aachen verzichten. Für letzteren sprang Juniorenpferd Ecuador ein, für die beiden bein- bzw. fußverletzten Athleten wurden Thomas Brüsewitz und Justin van Gerven reaktiviert, welche die Gruppe eigentlich bereits 2022 verlassen hatten, um sich dem Einzel und Pas-de-Deux zu widmen.

Neue Athleten mit ihren individuellen Stärken erforderten eine neue Kür, berichtete Trainer Torben Jacobs. Das wiederum führte dazu, dass die letzten Monate wahrlich nicht langweilig wurden für ihn und sein Team. „Was sonst im Winter in Sachen Training passiert, musste jetzt innerhalb von ein paar Wochen nachgeholt werden.“

Als die Lokalmatadoren ihre Gruppenkür sauber durchgeturnt hatten, brandete der Jubel in der Albert-Vahle-Halle auf. Und noch einmal, als die Ergebnisse verkündet wurden. Bereits am Freitag in der Pflicht war das Team Norka des VV Köln-Dünnwald mit 7,806 Punkten beste Mannschaft gewesen. In der Kür, die mit 60 Prozent zum Gesamtergebnis beiträgt, setzten die Kölner sich mit 8,861 Punkten deutlich von der Konkurrenz ab. Das ergab 8,439 Punkte insgesamt und nach dem Triumph vor einem Jahr erneut den Sieg für die Rheinländer Truppe.

Platz zwei ging mit 7,983 Zählern an das deutsche Debütanten-Team Fredenbeck Junior I mit Capitain Claus an der Longe von Gesa Bührig. Pferd und Longenführerin kennen das Gefühl, im Preis der Sparkasse zu triumphieren. 2021 trug Capitain Claus die Senioren des norddeutschen Voltigiervereins zum Sieg. Dieses Team hat sich inzwischen aufgelöst, für die Junioren war es das erste Mal in Aachen. Rang drei sicherte sich mit 7,711 Zählern die Schweizer Mannschaft mit Pferd Fjall Raven an der Longe von Alexandra Löwy.

Wenn Köln-Dünnwald vom Verletzungspech verfolgt war, dann war es Titelverteidigerin Kathrin Meyer von „irgendeinem Infekt“. Sie lag bis kurz vor ihrem Start mit San Classico S OLD noch im Bett. Doch dann turnte Kathrin Meyer ihre Kür durch, als sei nichts gewesen. Das war wichtig. Meyer stand unter Druck. Sie musste liefern, wollte sie die Gesamtwertung gewinnen.

Newcomerin Alice Layher, im letzten Jahr noch U21-Weltmeisterin und dieses Jahr zum ersten Mal in Aachen am Start, hatte sich nach Pflicht und Technik mit hauchdünnem Vorsprung vor Meyer an die Spitze gesetzt. Geschlafen hatte Kathrin Meyer trotzdem tief und fest. „Für mich ist es einfacher anzugreifen als zu verteidigen“, beschrieb sie. Trotz Krankheit begeisterte sie mit ihrer Kür, welche die Karriere ihres Pferdes, ihrer Mutter und ihr selbst thematisiert, Richter wie Zuschauer gleichermaßen. Das Trio gewann die Kür mit einer grandiosen Leistung und hatte unter dem Strich 8,603 Punkte auf dem Konto.

Was die 22-Jährige Alice Layher zeigte, war sehr gut, aber nicht gut genug für den Gesamtsieg. Kleine Patzer in ihrer Kür führten dazu, dass sie hier „nur“ Fünfte wurde – zu wenig, um den ohnehin dünnen Vorsprung zu verteidigen. Mit 8,483 Punkten insgesamt beendete sie ihren ersten CHIO-Auftritt auf Rang zwei. „Ich bin sehr stolz, wie es geklappt hat!“, betonte die Athletin. Zumal sie angesichts der Aachener Atmosphäre vor der ersten Teilprüfung vor der Pflicht „doch aufgeregt“ gewesen sei, wie sie zugab. Für die Aachen Premiere war es eine beeindruckende Leistung. Dank konstant guter Übungen in allen drei Teilprüfungen konnte sich die Schweizer Weltcup-Dritte Danielle Bürgi auch in Aachen Rang drei erkämpfen. 8,434 Punkte kamen zusammen für sie und Bartolino an der Longe von Lisa Huber.

Bei den Herren ging kein Weg vorbei an Frankreich in Form von Quentin Jabet. Er hatte bereits Pflicht und Technik für sich entschieden auf dem von Andrea Boe longierten Ronaldo, und in der Kür setzten die Richter ihn erneut ganz klar an die Spitze. Am Ende siegte er mit 8,713 Punkten. Sein Fazit zu Aachen in diesem Jahr? „Intensiv! Die Zeit ist so kurz und die Emotionen kommen so schnell“, sprudelte er hervor, noch völlig außer Atem und voller Begeisterung. Vor allem für das Aachener Publikum, das die Athleten nicht nach Nationen, sondern nach Leistungen feiert. „Die Zuschauer hier sind unglaublich, verrückt, besser als auf jedem Championat!“, so der Franzose, der sich schon jetzt freut, seinen Namen zum zweiten Mal an der Siegertafel am Hauptstadion lesen zu können.

Nicht ganz so glücklich war sein stärkster Konkurrent, der vierfache Aachen-Sieger Thomas Brüsewitz, der auf dem von Maik Husmann longierten William II Z am Start war. „Ab der zweiten Hälfte habe ich es mir selber ein bisschen schwer gemacht“, beschrieb er sein Gefühl in der Kür zu Michael Jacksons „Dangerous“. „Da waren ein, zwei Patzer, die nicht hätten sein müssen.“ Rang drei in der Kür reichten dennoch, um seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung mit 8,447 Punkten zu verteidigen. Eine Aufholjagd legte Julian Wilfling auf Aragorn an der Longe von Alexander Zebrak hin. Rang fünf in der Pflicht und Platz sechs in der Technik sahen gestern noch nicht nach einem Podiumsplatz aus. Aber in der Kür brillierte das Trio, belegte Rang zwei und konnte sich damit in der Endabrechnung auf den dritten Platz vorschieben (8,171).

Alle Ergebnisse aus Aachen gibt es hier.

- pm/AK -