Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Im Interview: Aachen-Debütantin Katharina Hemmer

Katharina Hemmer reitet im Stall von Hubertus Schmidt. Von ihm durfte sie Grand Prix-Pferd Denoix PCH übernehmen, den sie bereits fünf- und sechsjährig schon unter dem Sattel hatte. Nun platzierten die beiden sich auf Platz drei im Grand Prix Spezial in Aachen. Ein kometenhafter Aufstieg. Wir haben Katharina Hemmer zum Interview getroffen.

Katharina Hemmer beim CHIO Aachen im Dressurstadion: Für die westfälische Dressurreiterin ein wahr gewordener Traum.

Du wirkst vor dem Start sehr fokussiert. Inwiefern lässt du die Aufregung vor der Prüfung an dich heran?

„Zum Glück kann ich das sehr gut ausblenden. Wenn ich auf dem Pferd sitze, bin ich voll und ganz bei meinem Pferd. Da ist es fast egal, ob ich zuhause oder auf dem Turnier reite. Das klappt sogar hier in Aachen. Die Emotionen kommen dann erst nach dem Ritt.“

Es ist dein erster Start in Aachen. Auf dem Turnier, von dem alle Reiter träumen. Was hat dein Umfeld gesagt, als klar war, dass du hier reiten darfst?

„Die haben sich alle riesig gefreut. Meine Mutter ist jedes Jahr mit einer Freundin hier. Sie hatte ihre Tickets schon, ehe klar war, dass ich in Aachen reiten darf. Auch Freunde, die nicht so reitsportbegeistert sind, wissen, dass ein Start beim CHIO Aachen etwas besonderes ist. Auch mein Chef, Hubertus Schmidt, sagte, dass Aachen immer sein Traum gewesen sei. Als er seine erste L-Dressur geritten ist, wollte er Grand Prix reiten und das nächste Ziel war Aachen. Bei mir ist es ähnlich. Ich durfte hier vor zwei Jahren ein Pferd für einen koreanischen Kunden reiten, das in der Olympia-Quarantäne war. Als ich da das erste Mal in das Stadion geritten bin, habe ich Gänsehaut bekommen. Da habe ich gedacht ‚Katharina, streng dich an, damit du nochmal hier reiten darfst!‘ Dass es nach zwei Jahren schon glückt, ist absoluter Wahnsinn.“

Wie war es dann in die Prüfung zu reiten?

„Wir sind am Montag angekommen und konnten wir uns langsam an die besondere Atmosphäre gewöhnen. Vor und während der Prüfung blende ich es auch. Danach freue ich mich.“

Was sind Denoix PCH Stärken?

„Er ist für mich ein Pferd ohne Schwächen. Er ist so ein lieber Kerl und im Umgang so herzlich. Beim Abreiten vor dem Spezial war er komplett auf meiner Seite und dann kann ich mich vollkommen auf ihn verlassen. Seine Piaffe-Passage-Tour ist super. Natürlich haben wir beiden zusammen noch Luft nach oben, aber für mich ist er perfekt.“

Wo wird er besonders gern gekrault?

„Er liebt es, wenn er mit der Mähnenbürste am Hals und am Widerrist gekratzt wird. Da kommt er einem ganz nah und fordert es ein, dass man weiter macht. Sein Hals und seine Lippe werden dann immer länger. Das macht er richtig gerne. Am Bauch wird er nicht so gern geputzt, aber an den richtigen Stellen liebt er es.“

Du reitest seit zehn Jahren bei Hubertus Schmidt, hast bei ihm deine Ausbildung zur Pferdewirtin gemacht. Wie sehr hat er dich reiterlich geprägt?

„Er hat mein komplettes Reiten geprägt. Hubertus bildet Pferde komplett nach der klassischen Reitlehre aus. Das fängt beim Lösen im Leichtraben über den Rücken an und führt bis zum Cool-down. Dieses Prinzip gilt für jedes Pferd und es macht das ganze Reiten so viel leichter. Ich habe bei ihm diese grundsätzlichen Prinzipien verinnerlicht. Es geht um reelles Reiten und reelle Arbeit. Mit Ruhe und Geduld kann man auch ein normales Pferd formen und dieses jeden Tag vorgelebt zu bekommen – ohne irgendwelche Hilfsmittel oder Tricksereien – ist sehr inspirierend und bereichernd. Dafür bin ich wirklich dankbar.“

Reitest du lieber fünf oder zehn Pferde am Tag?

„Tatsächlich zehn. Ich liebe meine Arbeit und ich liebe meine Pferde und mag wirklich keines davon hergeben. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und so fühlt es sich tatsächlich auch an. Die Zeit mit den Pferden vergeht für mich wie im Flug und das Reiten macht mir einfach wirklich Spaß.“

Was sind die Pläne mit Denoix nach Aachen?

„Er soll eine Auszeit bekommen. Locker geritten werden und wir werden viel ausreiten. Das liebt er tatsächlich. Er hat in den vergangenen Wochen – genau wie ich – viel Neues erlebt und nun soll er einmal bewusst durchschnaufen können. Für mich geht es am kommenden Wochenende dann wieder mit meinen jüngeren Pferden zum Turnier.“